"German Angst": Das sind die größten Sorgen der Bundesbürger
Die Deutschen sind international nicht gerade als optimistisch bekannt. Das Englische kennt etwa den Begriff "German Angst". Eine aktuelle Studie zeigt auf, wovor sich die Bundesbürger in Bezug auf Geld und Finanzen fürchten.


29 Prozent der Bundesbürger geben an, sich in vielen Bereichen des Lebens stark einschränken zu müssen, um über die Runden zu kommen. Mehr als jede dritte Frau (34 %), aber nur knapp jeder vierte Mann (23 %) sieht sich hier betroffen. Ältere Frauen ab 50 Jahre sogar zu 41 Prozent. 43 Prozent der Deutschen sagen, dass sie zwar im normalen Alltag genug finanzielle Ressourcen hätten, sich aber keine unvorhergesehenen Ausgaben oder Urlaube leisten könnten. Hingegen bekunden 29 Prozent, dass sie sich um das Finanzielle keinerlei Sorgen machen müssen und sich spontan auch kostspielige Anschaffungen leisten können.

Die Angst vor Inflation ist stark gestiegen – von 24 Prozent im Jahr 2019 auf 46 Prozent in diesem Jahr. Am meisten sorgen sich jüngere Menschen (18- bis 30-Jährige: 50 %). Auch die Angst vor einer neuen Finanzkrise in der Größenordnung von 2008 wächst – von 22 Prozent 2019 auf aktuell 27 Prozent. Besonders stark ausgeprägt ist diese Sorge ebenfalls bei den Jüngeren sowie in höheren Einkommensgruppen.

Obwohl 41 Prozent der Deutschen Angst vor Altersarmut haben, meint lediglich knapp ein Drittel (31 %), bereits in ausreichendem Umfang für das Alter vorzusorgen (2018: 29 %, 2019: 28 %). Ebenso viele (32 %) sagen, sie würden gerne mehr tun, könnten sich dies aber finanziell nicht leisten. Traurige Spitzenreiter sind hier die Frauen mit 37 Prozent.

An erster Stelle der größten Risiken für die Sicherheit stehen für die Deutschen weiterhin Terrorismus und Krieg (63 %). Gegenüber 2019 (55 %) lässt sich hier – nicht zuletzt aufgrund der Erfahrung des Kriegs in der Ukraine – ein Anstieg um acht Prozentpunkte verzeichnen. 2018 lag dieser Wert, seinerzeit auch bedingt durch vermehrte Terroranschläge in Deutschland, sogar noch etwas höher (68 %). Naturkatastrophen und Unwetter (50 %) stellen für die Bundesbürger ebenfalls ein großes und zugleich wachsendes Risiko dar. Gegenüber den Vorjahren zeigt sich hier ein Anstieg des Bedrohungsgefühls um zehn Prozentpunkte. Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 dürfte dies befeuert haben. Im Mittelfeld der von den Deutschen am stärksten wahrgenommen Sicherheitsrisiken im Alltag stehen Ängste vor Unfällen im Straßenverkehr (37 %), Opfer einer Gewalttat zu werden (34 %), vor Datendiebstahl (27 %) und Einbrüchen in Wohnung oder Haus (26 %).

Die Umfrage förderte zum Thema Geld und Finanzen auch andere Ergebnisse zutage – etwa dass 89 Prozent (2018: 93 %, 2019: 91 %) der Deutschen ihre Scheine und Münzen im Portemonnaie lieben. Möglicherweise hat die Corona-Pandemie einen leichten Rückgang der Präferenz gefördert. Vergleichsweise häufiger befürworten Jüngere (bis 40 Jahre: 18 %, über 40 Jahre: 9 %) sowie Männer (14 %, Frauen: 9 %) die Bargeldabschaffung. Insgesamt bleibt die Liebe zum Bargeld aber über alle Bevölkerungsgruppen hinweg erheblich.

Traditionell sind die Deutschen als ängstliche und risikoscheue Sparernation bekannt. Dem aktuellen Report zufolge ändert sich das langsam. Anlagen in Aktien, Fonds und Anleihen sind auf dem Vormarsch. Der Anteil der Bundesbürger, die Aktien, Fonds oder Anleihen besitzen, steigt von einem Viertel auf aktuell ein Drittel (2018: 25 %, 2019: 26 %, 2022: 34 %). Im Geschlechtervergleich gilt dies insbesondere für Männer (43 %, Frauen: 25 %). Demgegenüber nimmt der Besitz von Sparbüchern, Tagesgeldkonten und Bausparverträgen im Vergleich zu den Vorjahren leicht ab. Interessanterweise stehen die 18- bis 30-Jährigen sowohl an der Spitze derjenigen, die Aktien, Anleihen und Fonds besitzen (44 %), als auch derjenigen, die ein Sparbuch ihr Eigen nennen (43 %).
Der Ukraine-Krieg, die steigende Inflation und der Klimawandel setzen den Deutschen zu. Sie haben Angst davor, sowohl im Alltag als auch im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung zu haben, und sorgen sich zudem vermehrt wegen Krieg und Naturkatastrophen. Allerdings haben sie sich zuletzt vermehrt an Aktien und Fonds gewagt.
Das sind einige der Erkenntnisse aus dem Ergo-Risiko-Report 2022, dem dritten Teil einer repräsentativen Studienreihe zur Risikokompetenz und Eigenverantwortung der Deutschen. Der aktuelle Bericht, für den online vom 28. März bis zum 10. April mehr als 3.000 Bürger befragt wurden, richtet den Fokus auf das Thema Geld und Finanzen.
Wenn Sie mehr über die Ängste der Deutschen und ihre mangelnde Risikokompetenz wissen möchten – klicken Sie sich durch die Bilderstrecke oben! (jb)