
Anfang September tourte das FONDS professionell Investmentforum durch fünf Landeshauptstädte. Gestartet wurde in Wien, wo die Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Park Hyatt Hotels stattfand. Für einige zentrale Aussagen der anwesenden Referenten – einfach weiterklicken!
Foto: © Günter Menzl / FONDS professionell

Den Anfang machte mit DJE-Vorstandsmitglied Ulrich Kaffarnik ein Urgestein der Branche. Der Kapitalmarktexperte holte jene im Publikum, die der Meinung waren, dass die Märkte bereits deutlich korrigiert hätten, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: "Noch ist nicht viel passiert." Zwar sind die Märkte weltweit seit Jahresanfang um rund 18 Prozent zurückgegangen, der US-Dollar konnte für viele Investoren aber einiges abfedern. Zudem verweist Kaffarnik auf das Jahr 2008, als der tatsächliche Tiefststand an den Märkten auch erst sechs Monate nach Ausbruch der Finanzkrise im März 2009 zu sehen war. Immerhin glaubt der Experte nicht an eine lang anhaltend hohe Inflationsrate, was wiederum für etwas Erleichterung im Publikum sorgte: "Ich glaube, dass die Inflation deutlich zurückkommen wird. Langfristig gehe ich von Werten im Bereich von drei bis vier Prozent aus."
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Christos Sitounis, verantwortlicher Portfoliomanager für den Mainfirst Global Dividend Stars, erklärte im Anschluss, dass es in der derzeitigen Phase attraktive Einstiegszeitpunkte für aktive Dividendenjäger gibt. Auch er sieht aktuell inflationsdämpfende Effekte am Kapitalmarkt und zeigt sich zudem erfreut darüber, dass die Margen der Unternehmen weltweit auf einem hohen Niveau bleiben. "Viele Firmen haben in der Corona-Zeit ihre Hausaufgaben gemacht, und der Verschuldungsgrad ist im Vergleich zu früheren Krisen gering", erklärt der Fondsmanager. Vor allem in Europa sieht er die Bewertungen bereits wieder auf einem interessanten Niveau. "Krisenjahre sind die besten Investitionsjahre", zeigt er sich positiv gestimmt und erklärt weiter, dass schon viel eingepreist sei. Für Stockpicker sieht er im aktuellen Umfeld jedenfalls interessante Möglichkeiten. Von einer langen Rezession in Europa geht man bei Mainfirst nicht aus. Als Schutz vor der momentanen Inflation bieten sich für Sitounis Dividendentitel durchaus an: "Das Dividendenwachstum geht mit der Inflationsentwicklung einher."
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Axel Brosey, Senior Portfolio Manager bei Lloyd Fonds, betreut den Green Dividend World und setzt dabei weltweit auf Dividendentitel, die einen möglichst positiven ökologischen Beitrag leisten. Zwar gibt er zu, dass die vergangenen Monate für ESG-Fonds nicht leicht waren, da in dieser Zeit vor allem Unternehmen wie Ölkonzerne deutlich zulegen konnten.Trotzdem geht er davon aus, dass sich Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien langfristig besser entwickeln werden. Dementsprechend ist er auch von seinem Konzept überzeugt und sieht für 2022 ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis. "Für uns sind vor allem kontinuierliche Dividenden wichtig, unser Ziel im Bereich der Ausschüttungen liegt im Bereich zwischen 2,5 und 3,5 Prozent", so Brosey. Die EU-Taxonomie hat ESG-Fonds zwar in die Hände gespielt und laut dem Fondsmanager viel bewegt, allerdings kritisiert er, dass von den insgesamt sechs EU-Umweltzielen erst zwei ausgestaltet sind. Zudem gibt es von vielen Unternehmen noch keine entsprechenden Daten zur Einordnung. Hier erhofft sich Brosey allerdings bis Jahresende eine Verbesserung der Situation.
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Einen Blick auf die Credit-Märkte wagte im Anschluss Gergely Majoros, Portfolio Advisor and Member of the Investment Committee bei Carmignac. Für ihn ist der Anleihenmarkt, vor allem im High-Yield-Bereich, wieder deutlich attraktiver geworden. Hier erzielt man allein auf Indexebene derzeit sechs Prozent Rendite. "Wir haben eine Situation mit hohen Renditen und vielen Risiken, aber man wird für diese Risiken gut entlohnt", so der Experte. In Europa sieht er angesichts der Energiekrise eine Rezession auf uns zukommen, entweder noch im vierten Quartal oder Anfang des Jahres. Zudem erwartet Majoros weitere Zinsanhebungen seitens der EZB.
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Den Abschluss der Vortragsreihe bildete schließlich Yoann Ignatiew, Manager des Flaggschifffonds R-co Valor von Rothschild & Co. AM. Für den US-Markt, der Fonds ist hier deutlich übergewichtet, sieht Ignatiew durchaus positive Tendenzen. Zum einen seien die US-Konsumenten weiterhin stark, und zum anderen stellten die Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen eine starke Unterstützung der Aktienmärkte dar. Den Kampf gegen die Inflation durch die US-Notenbank sieht der Manager hingegen kritisch. Er meint: "Noch nie hat die Fed die Zinsen so rasch ansteigen lassen, dabei zeigt sich, dass der 'Volcker Style' im Kampf gegen die Inflation nicht funktioniert." Ignatiew spielt damit darauf an, dass in den 1970er Jahren der damalige Fed-Chef Paul Volcker versuchte, der galoppierenden Inflation mit einer Hochzinspolitik Herr zu werden. An eine Invasion Chinas in Taiwan glaubt Ignatiew zumindest nicht.
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Ein halbes Jahr nach Beginn des Krieges in der Ukraine erscheint die Gemengelage nach wie vor verworren. Die Auswirkungen des Konflikts haben jedoch schon längst die Realwirtschaft erreicht, die hohen Energiepreise und eine rasch steigende Inflationsrate belasten die europäische Bevölkerung. In solch einem Umfeld ist der Informationsbedarf für Veranlagungsspezialisten verständlicherweise besonders hoch. Dies zeigte sich auch beim jüngsten FONDS professionell Investmentforum.

Unter dem Motto "Aktuell, kompakt, lösungsorientiert" tourte die Veranstaltungsreihe in Form einer Roadshow Anfang September durch fünf Landeshauptstädte. Rund 300 heimische Finanzprofis und Bankmitarbeiter hörten die aktuellen Einschätzungen und Lösungsansätze der Investmentgesellschaften DJE, Mainfirst, Lloyd Fonds, Carmignac und Rothschild. Gestartet wurde am 6. September in der Bundeshauptstadt Wien, danach folgten Salzburg, Graz, Innsbruck und Linz. Vor Ort zeigte sich, dass die Teilnehmer vor allem Informationen zum Umgang mit dem aktuellen Marktumfeld suchten: In welchem Stadium der Krise mit all ihren Implikationen stecken wir? Wird die Inflation weiter steigen? In welchen Bereichen lohnt sich noch der Einstieg? Das waren nur einige Fragen, die im Raum standen. In unserer Fotogalerie erfahren Sie, welche Meinung die Finanzprofis auf dem FONDS professionell Investmentforum vertreten haben.
Für die Besucher besonders spannend war abermals, dass im Anschluss an jeden Vortrag die renommiertesten Investmentexperten des Landes genau jene Fragen stellten, die für Investoren und Anlageberater wirklich von Bedeutung sind. Das Resümee der Experten zu den jeweiligen Vorträgen finden Sie in der kommenden Printausgabe von FONDS professionell, die Ende November erscheinen wird. (gp)
Save the Date: 2. FONDS professionell Investmentforum von 7. bis 11. November in Wien, Salzburg, Graz, Innsbruck und Linz. Mit dabei: Franklin Templeton, Columbia Threadneedle, Pimco, Schroders und DWS. Nähere Details folgend in Kürze auf unserer Internetseite.