FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Foto: © Nikolay N. Antonov | stock.adobe.com W enn Medien weltweit tagelang über ein Kreditinstitut berichten, geht es meist um einen Skandal. Die Jyske Bank schaffte es diesen Sommer hingegen schlicht mit ihrem Kreditangebot. Das drittgrößte dänische Geldhaus vergab im August den ersten negativ verzinsten Hypothekarkredit. Die Eckdaten ließen die Herzen der Häuselbauer rund um den Globus höherschlagen: minus 0,5 Prozent für zehn Jahre fix. Zwar bekommen die Kreditnehmer in den meisten Fällen real kein Geld auf die Hand, dafür sorgen die Bankspesen. Aber immerhin: Die Bank berechnet ihren Auf- schlag an der Beleihungsquote (Kreditbetrag gemessen am Immobilienwert). Und wenn die sehr tief ist, sind Zinszahlungen denkbar. Einzigartiges Hypothekarsystem Schön für die Kreditnehmer – leiden müs- sen aber Anleiheninvestoren; darunter am Ende auch viele Fondsanleger und Pensions- sparer aus der Eurozone, die den dänischen Kreditnehmern quasi direkt gegenüberstehen: Das einzigartige dänische Hypothekarkredit- system basiert auf dem sogenannten „Match- Funding“ oder „Ausgleichsprinzip“. Banken nehmen die Kredite nicht in die eigenen Bücher. Sie bündeln die Anträge und reichen diese als Mortgage Bonds (Hypothekenpfand- briefe, DMB) an Investoren weiter. Im Unter- schied zu anderen Märkten werden nur völlig idente Ausstattungsmerkmale gebündelt, und jeder Schuldner haftet persönlich. Im Prinzip steht jedem individuellen Kreditnehmer ein Investor mit genau den gleichen Kon- ditionen (Zahlungstermine, Laufzeit, Zins etc.) gegenüber. Der dänische Hypothekar- bankenverband nennt sein System „das be- ste der Welt“. Wohl nicht ganz zu Unrecht: Seit der Einführung vor mehr als 220 Jah- ren gab es auf dem Markt, der vorwiegend aus Triple-A-Papieren besteht, keinen ein- zigen Ausfall. Neben anderen interessanten Merkmalen können die Dänen zum Bei- spiel ihren Kredit tilgen, indem sie eine Anleihe, die unter Nennwert notiert, über die Börse kaufen und bei der Bank zu- rückgeben. Das reduziert nicht nur ihren Kreditbetrag, sondern federt den Markt bei sinkenden Kursen enorm ab. Das alles führte dazu, dass sicherheits- orientierte Anleger weltweit in den vergan- genen Jahren geradezu in dänische Hypo- thekenpfandbriefe geflohen sind. Lag der Anteil ausländischer Investoren im Jahr 2010 bei 13 Prozent, so waren es 2018 über 22 Prozent. Rund die Hälfte stammt aus Japan und der Eurozone, schätzt die dä- nische Nationalbank. Auch der US-Anleihen- riese Pimco hat heuer seine Liebe zu dem Markt erneut bekräftigt. Besser als Euro-Anleihen Doch was hält die Anleger jetzt noch, da sie den Dänen mittlerweile Zinsen fürs Eigen- heim zahlen müssen? Auf die Minus-0,5-Pro- zent-Anleihe von Jyske angesprochen, rollen dänische Investmentprofis nur die Augen. Sie subsumieren die Sache eher unter „gute Public Relations“, wie mehrfach zu hören ist. „Wenn man nur die Schlagzeile liest, klingen negative Kupons für Hypothekenpfandbriefe verrückt. Aber in Wirklichkeit reden wir hier über ein Nischenthema“, sagt etwa Martin Hagelskjær Nielsen, Danish-Fixed-Income- Verantwortlicher bei der finnischen Nordea. Angesichts der Aufregung sei vielfach unter- gegangen, dass die Benchmarkanleihe, der kündbare („Callable“) 30-jährige festver- zinsliche Pfandbrief, immer noch einen Kupon von einem Prozent biete, so Hagels- kjær Nielsen. „Praktisch alle Emissionen fin- den in diesem Bereich statt. Kürzere Lauf- Der größte hypothekenbesicherte Pfandbriefmarkt Europas bleibt nicht von Tiefstzinsen verschont. Warum Dänemark für Anleger dennoch interessant ist. Ohne Ausfall Anleger weltweit gewähren dänischen Kreditnehmern mitunter „Negativzinsen“. „Mehr ein Marketing-Gag“, sagen Experten. Dänemarks Hypothekenmarkt bietet nach wie vor Renditen, die es auf dieser Sicherheitsstufe sonst nicht gibt. » Wenn man nur die Schlagzeile liest, klingen negative Kupons für Hypothekenpfandbriefe verrückt. Aber in Wirklichkeit reden wir hier über ein Nischenthema. « Martin Hagelskjær Nielsen, Nordea Unter den skandinavischen Gesellschaften wird Nordea am FONDS professionell KONGRESS vertreten sein. Anmeldung: www.fondsprofessionell.at WIEN, 26. UND 27. FEB. 2020 88 www.fondsprofessionell.at | 4/2019 markt & strategie I mor tgage bonds

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