FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Vertrieb zugelassen. Die Sum- me unserer Produktinnovatio- nen aus fast 90 Jahren konzen- triert sich in 35 Fonds. Andere Asset Manager versuchen mit Innovatio- nen, etwa mit Themen- fonds, neue Mittel zu gene- rieren. Wäre das nicht auch für Sie verlockend? Wir sind kein Haus, das immer neue Fonds auflegt. Wir wer- den keine hochspezialisierte Bergbaustrategie oder einen Fonds auf zentralasiatische Wachstumstitel oder irgendet- was in dieser Richtung starten. Wir konzentrieren uns auf be- stimmte Felder, die wir gut können. Das halten wir schon für eine große Herausforde- rung. Denn aktives Manage- ment ist wirklich schwierig ge- nug, wenn man es ernsthaft betreibt. Wird es künftig überhaupt noch menschliche Fonds- manager geben? Ja, davon sind wir fest über- zeugt. Wir investieren in neue Technologien wie Big-Data- Analysen oder künstliche Intelligenz und loten aus, wie diese Systeme die Investmentanalyse verbessern können. Aber wir sind recht sicher, dass es auf lange Zeit noch Menschen sein werden, die die Entscheidung treffen, ob ein Unternehmen an der Börse fair bewertet wird oder nicht. Zuletzt gab es in der Branche einige Übernahmen und Fusionen. Wird auch Ihr Haus bei einer Konsolidierung mit- mischen? Das halte ich für unwahrscheinlich. Wir sind nie durch Übernahmen gewachsen, immer organisch. Daher sind wir ein einheitliches Haus. Bei uns nutzt kein Team ein anderes IT- System oder sondert sich gar vom Rest des Hauses ab, weil es einer anderen Firmenkultur entstammt. So bilden wir eine schlagkräftige Mannschaft. Vielleicht gelangt Ihr Haus in die Situa- tion, in der eine Übernahme unaus- weichlich scheint. Natürlich kann ich für die Zu- kunft nichts völlig ausschlie- ßen. Auch wir beobachten die Konsolidierung in der Bran- che. Diese rührt sicherlich zum Teil vom Preisdruck her. Die Gebühren werden auch noch weiter sinken. Das betrifft uns aber nur am Rande. In den USA zählen wir ohnehin schon zu den günstigen Anbietern von aktivem Management. So- mit weisen wir die nötige Grö- ße auf, um Skaleneffekte um- zusetzen und in Form von ge- ringen Gebühren an die Kun- den weiterzureichen. Braucht es mehr erfolgsab- hängige Fondsgebühren, um die Interessen von Kunden und Anbietern besser auf ei- ne Linie zu bringen? Zunächst möchte ich festhal- ten: Wir bezahlen unsere In- vestmentprofis anhand der Renditen, die sie erzielen. Wer gute Ergebnisse erzielt, erhält mehr Geld, egal wie klein oder groß der jeweilige Fonds ist. Wir messen das an rollieren- den Acht-, Fünf-, Drei- und Einjahreszeiträumen, wobei acht Jahre mit Abstand die größte Bedeutung einnehmen. Höhere Gebühreneinnahmen stel- len bei uns also keinen Anreiz dar. Aufgrund unserer langfristigen Orientierung ergäbe es auch keinen Sinn, eine erfolgsabhängige Ge- bühr einzuführen. Diese bemisst sich ja meist an eher kürzeren Zeiträumen wie über ein Jahr. Dennoch werden solche Modelle in der Branche verstärkt diskutiert. Wir erachten es als schwierig, eine erfolgs- abhängige Gebühr auch wirklich genau den Kunden zuzuweisen, die in den Genuss der besseren Performance gekommen sind. Zu- dem sollte nicht allein die Höhe der Ver- waltungsgebühr im Fokus stehen, sondern die gesamten anfallenden Kosten. Eine niedrige Gesamtkostenquote ist für Anleger viel wich- tiger. Eine Performancegebühr fördert dieses Ziel unseres Erachtens nicht. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER | FP Hamish Forsyth Seine gesamte berufliche Laufbahn verbrachte Hamish Forsyth bei der Capital Group – insgesamt 26 Jahre. Derzeit nimmt er die Rolle des „President“ für Europa und Asien ein. Der Unternehmensveteran zählte zu dem Team, das den Vertrieb von Publi- kumsfonds außerhalb der USA aufbaute. Forsyth sitzt auch der Luxemburger Verwaltungsgesellschaft der Amerikaner vor. Er studierte Philosophie, Politik und Wirtschaft an der Universität Oxford. Darüber hinaus ist Forsyth ein Fan der Oper. So engagiert er sich bei der Gesellschaft Glyndebourne, die in der Grafschaft East Sussex ein Opernhaus betreibt und seit 1934 jährlich ein Opernfestival veranstaltet. » Jeder Fonds, den wir seit 1931 aufgelegt haben, ist immer noch zum Vertrieb zugelassen. Die Summe unserer Produktinno- vationen aus fast 90 Jahren konzentriert sich in 35 Fonds. « Hamish Forsyth, Capital Group Hamish Forsyth: „Wir sind recht sicher, dass es auf lange Zeit noch Menschen sein werden, die die Entscheidung treffen, ob ein Unternehmen an der Börse fair bewertet wird.“ 211 www.fondsprofessionell.at | 4/2019

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