FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

der Kurse gut standhalten können. Einige In- vestments halten wir schon extrem lange und können daher recht gut abschätzen, wie sie sich nicht nur in Aufwärts-, sondern auch in Abwärtsphasen der Märkte verhalten. Wenn Sie von „extrem lange“ sprechen, was muss man sich darunter vorstellen? Wir halten einige unserer Positionen bereits seit Jahrzehnten im Fonds. Eine Gesellschaft wie Cedar Fair, ein Betreiber von Freizeit- parks mit Sitz in Sandusky im US-Bundes- staat Ohio, befindet sich bereits seit Auflage meines Fonds ununterbrochen im Portfolio. Wer hätte damals gedacht, dass sich mit einem im wahrsten Sinne des Wortes haar- sträubenden Geschäft eine so kontinuierlich hohe Dividende über einen so langen Zeit- raum erzielen ließe? Ein anderes Beispiel für so ein Langfristinvestment ist das Unterneh- men Gorman Rupp, ein Hersteller von Pum- pen für kommunale Abwasserbetriebe und In- dustrieunternehmen, der ebenfalls in Ohio an- sässig ist. Eine Reihe von Aktien anderer Un- ternehmen haben wir zudem zurückgekauft, wenn wir uns zwischenzeitlich davon getrennt hatten, sobald deren Preis wieder auf ein Ni- veau zurückgegangen war, das wir für ange- messen hielten. Entsprechend beträgt die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie in meinem Fonds zwischen vier und fünf Jahren. Wenn ich eines von Philip Carret, dem Grün- der unserer Firma, gelernt habe, dann das, dass das wichtigste Kriterium für einen lang- fristigen Anlageerfolg die Geduld ist. Deshalb muss man manchmal Unternehmen auch durch schwierige Zeiten hindurch als Investor begleiten, wenn die Unternehmensstrategie unverändert erfolgversprechend ist. Sie haben eben das Problem der Klima- erwärmung erwähnt, ein Aspekt, der derzeit im Zusammenhang mit dem ge- samten Thema Nachhaltigkeit viele An- leger bewegt. Wie gehen Sie damit um? Wir befinden uns an einem Punkt, an dem die globale Erwärmung und die Erhaltung der Umwelt Anlass zu großer Sorge geben. Gleichzeitig haben wir es im Nahen Osten, ei- ner für die weltweite Energieversorgung wich- tigen Region, mit einer zunehmenden politi- schen Instabilität zu tun. Das birgt natürlich Gefahren, nicht nur für die Industrieproduk- tion, sondern auch für die Verbrauchernach- frage überall auf der Welt. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir in dieser Frage zu neuen und bahnbrechenden Lösungen kom- men werden, noch bevor weltweit eine be- drohliche Störung in der Ölversorgung eintritt. Vieles deutet darauf hin, dass wir vor grund- legenden Veränderungen im Bereich der ge- samten Energieversorgung in der Welt stehen. Die Fortschritte, die wir im Bereich der alter- nativen Energien beobachten, lassen mich einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft blicken. Denn ich bin davon überzeugt, dass wir innerhalb der kommenden 40 oder 50 Jahre vollkommen neue Technologien haben werden, sowohl was den Antrieb von Auto- mobilen wie auch den Betrieb von Heizungen oder die Stromversorgung von Fabriken an- geht, um nur einige Beispiele zu nennen. Investieren Sie mit Ihrem Fonds bewusst in entsprechende Unternehmen? Durchaus. Wir haben zum Beispiel Anteile an einer Firma namens Borg Warner im Portfo- lio. Das Unternehmen entwickelt effiziente und möglichst saubere Zukunftstechnologien für alle möglichen Arten von Antrieben, so- wohl bei konventionellen Verbrennungsmoto- ren wie auch bei Hybrid- und Elektroantrie- ben. Wir investieren zudem in eine Reihe wei- terer Unternehmen im Elektronikbereich, die an neuen Batterietechnologien arbeiten. Ich bin mir zudem sicher, dass auch bei Finanz- unternehmen das Interesse deutlich zunehmen wird, solche Unternehmen entsprechend zu finanzieren. Am Ende wird es eine sehr breit angelegte Entwicklung sein, zu der sehr viele Unternehmen einen Beitrag leisten werden. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auf demWeg hin zu einer insgesamt sehr viel um- weltfreundlicheren Wirtschaft befinden. Aber auch das wird nicht über Nacht passieren, sondern ein schrittweiser Prozess sein. Erlauben Sie mir zum Schluss eine per- sönliche Frage: Wie lange wollen Sie selbst diesen Prozess noch begleiten? Denken Sie nicht manchmal darüber nach, sich zur Ruhe zu setzen? Phillip Carret war 32 Jahre alt, als er 1928 den Pioneer Fund aufgelegt hat. Danach hat er 70 Jahre lang als Fondsmanager gearbeitet und bis zum Schluss aktiv nach langfristig aus- sichtsreichen Unternehmen gesucht. Ich bin erst seit 1979 bei Amundi Pioneer. Wenn ich also dem Standard entsprechen will, den er gesetzt hat, dann habe ich noch eine ganze Reihe von Jahren vor mir. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Man muss manchmal Unternehmen auch durch schwierige Zeiten hindurch als Investor begleiten, wenn die Unternehmensstrategie unverän- dert erfolgversprechend ist. « John A. Carey, Amundi Pioneer John A. Carey: „Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auf dem Weg hin zu einer insgesamt sehr viel umweltfreund- licheren Wirtschaft befinden. Aber das wird nicht über Nacht passieren, sondern ein schrittweiser Prozess sein.“ www.fondsprofessionell.at | 4/2019 131

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