FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Tatsächlich muss man den Betrachtungs- horizont auf drei Jahre einschränken, um zu- mindest punktuell auf berichtenswerte Erträge zu kommen. Hier tut sich in Österreich der Raiffeisen-Active-Commodities hervor, der allerdings eine Dachfondskonstruktion auf- weist und somit keine eigens ausgestaltete Einzelstrategie fährt. Ein guter Teil des öster- reichischen Erfolgs beruht darauf, dass seine größte Position mit rund 22 Prozent das In- vestment in den Unicommodities von Union Investment darstellt. Genau dieser Fonds ist auf drei Jahre gese- hen der zweiterfolgreichste Einzelfonds im definierten Anlageuniversum. Dieser hatte zu- letzt laut Angaben des Fondsmanagements „erfolgreich auf steigende Kurse bei Rohöl der Sorte Brent, Nickel und Silber gesetzt“. Für die kommenden Monate „richten wir den Fonds wieder deutlich defensiver aus. Beson- ders skeptisch sind wir insbesondere gegen- über dem Energiesektor. Die Weltwirtschaft schwächelt weiter, und die Erwartungshaltung an die Unterstützung durch die Zentralbanken ist ausgesprochen hoch.“ Komplexer Ansatz Die Mechanismen am Rohstoffmarkt über die vergangenen drei Jahre am besten erfasst hat das Deka-Commodities-Management rund um Alexander Scholl. Er verwaltet „ein aus- gewogenes Portfolio aus Energierohstoffen, Basismetallen, Edelmetallen und Agrarroh- stoffen. In Grundnahrungsmittel wird jedoch nicht investiert.“ Scholl fährt eine ausgewie- sene Backwardation-Strategie. Bei einem sol- chen Ansatz nützt man Marktbedingungen aus, in denen ein Terminkontrakt weit von sei- nem Liefertermin entfernt zu einem niedrige- ren Preis gehandelt wird als ein Kontrakt, der näher an seinem Liefertermin liegt. Eine nor- male Futures-Kurve würde mit fortschreiten- der Zeit steigende Preise abbilden, da die Kosten für den Transport der Ware bei langen Vertragsausläufen steigen. Bei einer „Back- wardation“ wird diese Kurve jedoch invertiert. Investoren betrachten Backwardation als Zei- chen dafür, dass sich eine Preisänderung ab- zeichnet . Diese kann dann auftreten, wenn ein bestimmter Rohstoff kurzfristig knapp wird, insbesondere Rohstoffe wie Öl und Gas, aber weniger wahrscheinlich bei Geldgütern wie Gold oder Silber. Backwardation wird am ehesten durch kurzfristige Faktoren verur- sacht, die zu Knappheitsängsten führen. Bei- spiele für solche Ereignisse sind extreme Kli- maereignisse, die zu Ernteausfällen führen, oder – historisch gesehen – politische oder militärische Unruhen im Nahen Osten, die zu Versorgungsengpässen am Öl- oder Gasmarkt führen. Vergänglichkeit Gerade das Ölszenario zeigt aber, dass Trends, die durch Backwardation genützt werden, Veränderungen unterworfen sind. Probleme im Nahen Osten führen aufgrund der Energieautonomie der USA längst nicht mehr zu derartigen Verwerfungen, wie sie noch in der jüngeren Vergangenheit auftraten. Taktik und Strategie müssen also ständig vom Management rekalibriert werden. Wohlfühlfaktor Offenbar fühlt sich Scholl mit dem generell eingeschlagenen Weg aber recht wohl. Ge- fragt danach, ob man Anpassungen in der Ausrichtung vornehmen wolle, meint er nur: „Die Backwardation-Strategie hat sich be- währt. Deshalb ist keine Änderung geplant.“ Auch bezüglich des Marktumfeldes blickt der Manager einigermaßen optimistisch in die Zukunft: „Der Handelskonflikt zwischen den USA und China könnte sich während des US- Wahljahres entspannen.“ Das hätte natürlich positive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, wodurch laut Scholl „ein weiterer Edelmetall- boom möglich ist“. Ob das tatsächlich passieren wird, ist na- türlich schwer zu sagen. Unmittelbar vor Re- daktionsschluss beklagte sich US-Präsident Donald Trump noch über die zähen Verhand- lungen mit der Volksrepublik und stellte eine Verschärfung der Gangart mit einer EU in den Raum, die sich aus Sicht des Republikaners „noch viel schlimmer“ als China verhalte. Letzten Endes muss man sagen, dass ein Investment in Rohstoff-Alternatives im Vor- feld wirklich gut abzuwägen ist und man sich klar werden muss, welches Ziel man über- haupt verfolgt. Als Instrument zur breiteren Streuung und Absicherung des Portfolios kann man ein Engagement zwar in Betracht ziehen, erfolgreiche aktive Strategien sind allerdings nur mit der Lupe zu finden und durch recht komplexe Strategien charakte- risiert, die unter Umständen nur sehr schwer nachzuvollziehen sind. HANS WEITMAYR | FP Grünes Licht eher selten Fonds- Performance (in Euro) Fondsname ISIN währung 10 J. 5 J. 3 J. 1 J. Hansagold USD-Klasse DE000A0NEKK1 USD 19,78 11,22 8,93 16,09 LBBW Rohstoffe 1 R DE000A0NAUG6 EUR -13,48 -30,79 -2,00 -10,89 Deka-Commodities CF LU0263138306 EUR -25,11 -20,89 11,56 0,82 Strategic Commodity Fund RT AT0000A04UL2 EUR -26,53 -35,60 -9,19 -1,43 Unicommodities LU0249045476 EUR -30,04 -21,24 7,66 -2,69 Pimco Commodity Real Ret. Fund E USD IE00B1FZR055 USD -10,75 -22,05 -3,86 -1,26 Multicooperation SICAV – GAM Com. B LU0244125711 USD -12,34 -25,16 -8,20 -5,14 GS.Quartix Modified Strategy LU0397155978 EUR -39,13 -33,88 -10,39 -7,40 Credit Suisse Commodity Index Plus LU0230918368 USD -19,12 -23,38 -4,54 -1,73 Vontobel Fund – Commodity B USD LU0415414829 USD -22,15 -26,71 -10,04 -9,76 Amundi S.F. EUR Commodities A EUR LU0271695388 EUR -43,50 -39,53 -12,42 -9,41 Schroder AS Commodity A Acc EUR H LU0233036713 EUR -53,33 -49,96 -19,23 -11,84 Raiffeisen-Active-Comm. R T* AT0000A0DXB4 EUR -39,99 -29,20 3,51 -3,35 Quelle: Mountain-View | *nur in Österreich zugelassen » Wir verwalten ein ausgewoge- nes Portfolio aus Energierohstof- fen, Basismetallen, Edelmetallen und Agrarrohstoffen. Die Backwar- dation-Strategie hat sich bewährt. Wir planen keine Änderung. « Alexander Scholl, Deka Goldfonds schwächer als Gold Der Bloomberg Gold-Future notiert rund 40 % im Plus Der Goldfonds von Hansa notiert zwar in positivem Terrain, bleibt aber hinter dem Goldpreis zurück. Quelle: Bloomberg -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % HANSAgold USD-Klasse A Generic 1st „GC“ Future 2017 2018 2019 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 ’09 www.fondsprofessionell.at | 4/2019 113

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