Kaum ein Investmentthema hatte in den vergangenen Monaten derart regen Zulauf wie Robotics. Mit Pictet und Credit Suisse haben kürzlich zwei Fondsanbieter spezifische Fonds-Produkte in Europa auf den Markt gebracht, die sich gezielt dem Thema Roboterisierung widmen. Nun reiht sich der Axa World Funds Framlington Robotech Fund in die Liste ein.

Basis ist ein Fonds, den Framlington Equities als Retailprodukt für eine japanische Bank kreiert hatte. Framlington schuf 2015 relativ zeitgleich mit Lazard IM für den japanischen Markt erstmals einen speziellen Roboterisierungs-Fonds – quasi der Startschuss für ein neues Investment-Trendthema. Nach japanischer Vorlage goss Framlington den Fonds im Dezember 2016 für den europäischen Markt in SICAV-Form. Team und Strategie im Axa World Funds Framlington Robotech Fund bleiben gleich.

Hohes Wachstum, günstige Preise
"Wir erwarten, dass der globale Robotic-Markt bis 2025 jährlich zehn bis 15 Prozent wächst“, sagte Portfoliomanager Tom Riley in einem Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Man dürfe sich nicht täuschen lassen von Kurshochständen: "Wir investieren auf diesem Sektor immer noch in einem frühen Stadium. Das KGV in unserem Portfolio liegt bei etwa 19,4 im Vergleich zu 15,7 im MSCI All Country World-Index. Dafür, dass hier eine große Wachstumsstory dahinter steht, zahlt man nur sehr wenig Aufschlag", so Riley.

Investiert werde ausschließlich in Unternehmen, deren Produkte bereits Marktreife erlangt haben und die nachhaltig wirtschaften. Die Strategie bei Framlington sei traditionell langfristig ausgelegt, so Riley. "Blue Sky Investments“ in aussichtsreiche aber noch nicht wirtschaftliche Modelle wären nicht zuletzt hinsichtlich der Liquidität eine fragliche Angelegenheit, wie Axa-IM-Österreichdirektor Philipp Baar-Baarenfels anmerkt.

Robotik oder einfach Technologie?
Allerdings stellt sich rund um Robo-spezifische Fonds generell immer eine Frage: Worin liegen die Unterschiede zu einem gewöhnlichen Technologie-Fonds? Wer bei den Anbietern die Liste der größten Positionen durchsieht, stellt fest, dass sie oft ident sind mit den Top-Holdings in deren jeweiligen IT- oder Technologie-Fonds: Google, Amazon, Apple. Wird hier alter Wein in neuen Schläuchen verkauft?

"Natürlich gibt es Überschneidungen. Ein großer Teil der Stocks sind auch im Framlington Technology Fund investiert. Aber wir haben einfach zunehmend gesehen, dass Firmen stark von der technischen Veränderung profitieren, die wir in einen reinen Technologiefonds nicht hineinnehmen können“, sagt Riley. Dabei gehe es etwa um Bereiche wie Gesundheitsvorsorge oder Connectivity – also die Vernetzung und eigenständige Technikkommunikation – in Unternehmen.

Nur wenige Large Caps
"Amazon ist nicht zuletzt drinnen, weil der Konzern mit dem Kauf des Logistik-Roboterspezialisten Kiva Systems genau jene logistische Leistung vollbringt, die Amazon groß macht. Noch dazu können nun die anderen Handelsunternehmen, die Kiva früher nutzten, nicht mehr auf das Service zurückgreifen – ein weiterer Wettbewerbsvorteil für Amazon", so Riley. Über 50 Prozent des Fondvolumens sind aber nicht in Large-Caps investiert, sondern in Small- und Midcaps wie PTC, Mobileye oder Dürr, die laut Riley einen bedeutenden Anteil an der Wertschöpfungskette in der Robotik haben.

Fokus auf Industrieanwendungen
Industrieautomation nimmt 35 Prozent des Portfolios ein, ebenso wie der Bereich Halbleiter, "Internet of Things" oder Software. 15 Prozent entfallen auf Transport (etwa selbstfahrende Autos oder Logistik). Die Sparte Gesundheit (zum Beispiel Operationsroboter) ist ebenfalls mit 15 Prozent repräsentiert.

Schwer tue man sich, in das Thema Consumer Robotics zu investieren: "Bei Service- oder Staubsaugrobotern sieht man einen großen Preiswettbewerb. Die Konsumenten nehmen gern etwas billigeres und akzeptieren dafür Abschläge bei der Qualität. Bei Industrie- oder Sicherheitsanwendungen ist Qualität vorrangig und die Margen daher besser“, so Riley.

Japan-Geschäft läuft
Das japanische Robotics-Fonds-Mandat ist nach 15 Monaten 1,1 Milliarden US-Dollar schwer. Mit knapp 22 Prozent Wachstum seit dem Fondsstart wurde der MSCI-World um fast elf Prozent outperformed.

Mit Blick auf die Aktivitäten am Sektor in den vergangenen Monaten rechnet man auch bei Axa IM nicht damit, der letzte Anbieter mit einem gleichlautenden Produkt für den europäischen Markt zu sein. Man gibt sich dennoch zuversichtlich: "Wir zählen zu den early adopters in der Sparte. Außerdem gibt es keinen Index, also keine Benchmark, die man in diesem Segment so einfach nachbauen kann. Es braucht langes Know-how, um Wachstumspotenziale und aussichtsreiche Technologiefelder ausfindig zu machen“, sagte Stephane Lago, Produktspezialist bei Framlington Equities.

Das Interesse ist dem Vernehmen nach im Retailbereich groß: Banken sehen darin ein Schlagwort, das sie den Kunden gut näherbringen können. Institutionelle Kunden seien, was Technologie betrifft, etwas zögerlich, konnte man im Umfeld der Präsentation in Österreich hören.

In Japan berichtete die Presse übrigens, dass bei dem von Lazard gemanagten Fonds – anders als erwartet – nicht zuerst die jungen, technikaffinen Männer aufgesprungen sind, sondern vor allem die durchschnittliche, ansonsten eher konservativ veranlagte Hausfrau. Ein Faktum, das bei Axa IM bestätigt wurde. Dass an der Roboterisierung kein Weg vorbei führt, ist eben als erstes jenen klar, die die Lasten einer alternden Gesellschaft – zum Beispiel pflegerische Dienste – häufig tragen, lautet das Fazit. (eml)