FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

Foto: © Marlene Fröhlich für LuxundLumen W urde die mediale Aufmerksam- keit auf den Kärntner Banken- sektor gelenkt, hatte das in der Vergangenheit oft nichts Gutes zu bedeu- ten. Heuer war es anders: Die Austrian Anadi Bank – die frühere Hypo Alpe Adria Österreich (HBA) – brachte sich als mögliche neue Bankpartnerin der Post ins Spiel. Erst die Möglichkeit dieses Mega- deals machte so manchem Beobachter klar, dass Anadi sich in den vergangenen Jahren relativ unbemerkt zu einem be- deutenden Player am Bankenmarkt ent- wickelt hat. Anadi hat seit 2013 unter sei- nem neuen Eigentümer, der Anadi Finan- cial Holdings von Sanjeev Kanoria, ein Brite mit indischen Wurzeln, einen Struk- turwandel vollzogen. Das Institut ist nun keine Kärntner Regionalbank mehr, son- dern überregional und international aktiv. Ge- neraldirektor Christoph Raninger setzt voll auf Digitalisierung, denn er braucht Wachstum bei geringen Kosten: Die Effizienz lässt bei einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von gut 78 Prozent noch Spielraum für Verbesserungen. Herr Raninger, die Bawag PSK will nicht mehr Bankpartnerin der Post sein. Die Anadi Bank hat sich als mögliche Nachfolgerin ins Spiel gebracht. Wie schaut es damit aus? Christoph Raninger: Es gibt Gespräche, die zeigen, dass eine Kooperation sowohl für die Post als auch für uns interessante Perspektiven eröffnen würde. Alles Weitere werden die lau- fenden Verhandlungen ergeben. Die Anadi Bank hat mehrfach aus- drücklich ein größeres Wachstum als Ziel formuliert. Wie sehr würde Sie es schmerzen, wenn es nicht zur Post- Kooperation kommt? Wir werden auch organisch wachsen. Die Kooperation mit der Post zählt zu den Din- gen, die sich spontan anbieten. Dass wir für die Post als Partner in Frage kommen, ist Aus- druck dessen, dass wir in der Vergangenheit sehr gut gearbeitet haben. Wir sind mit einem schweren Rucksack angetreten, sind aus der Hypo Alpe Adria herausgekauft worden und mussten vieles gleichzeitig bewältigen – ei- nerseits die Restrukturierung aus dem Heta- Dschungel heraus. Wir haben die Bilanz aus eigener Kraft gestärkt, nicht durch Kapitalzu- schuss der Eigentümer. Daraus resultiert unser Wachstumspotenzial. Wir haben eine Eigen- kapitalquote von über 16 Prozent. Zum ande- ren mussten wir eine Neuausrichtung schaf- fen. Wir waren eine Regionalbank in Kärnten. Jetzt sind wir eine überregionale Hybridbank. Wir sind klein, aber es gibt als kleine Bank gute Möglichkeiten, zu wachsen. 2017 haben wir das Neugeschäftsvolumen verdoppelt. Der Zuwachs ist erfreulich, weil er aus dem Firmenkunden- und aus dem Retailge- schäft gleichermaßen kommt. Und wir sind auf der Einlagenseite genauso ge- wachsen wie im Kreditgeschäft. Wir ha- ben unsere Position im Markt gefunden. Hinter Firmenkunden stünde eine zah- lungskräftige Klientel auch für die Ein- lagenseite. Wäre ein Zukauf im Private Banking eine Wachstumsoption für die Anadi Bank? Einige Privatbanken sol- len ja zum Verkauf stehen. Wir konzentrieren uns auf uns selbst. Fir- menkunden heißt bei uns KMU. Wir fokussieren uns auf das Immobilienge- schäft und auf Firmenkredite in den Zwei- gen Industrie, Handel, Produktion und Tourismus. Unsere Stärken sind die schlanken Strukturen. Entscheidungsge- schwindigkeit und -verlässlichkeit sind für Kunden extrem wichtig. Da können wir punk- ten in einem Markt, der overbanked ist. Punkto Vermögensverwaltung gibt es keine Pläne? Die Veranlagungsseite spielen wir künftig sehr stark über die digitale Schiene. Da eröffnen sich Möglichkeiten, ins Private Banking ein- zusteigen – Stichwort Robo-Advisory. Die Digitalisierung ist wirklich einer unserer stra- tegischen Schwerpunkte. Ich kann damit die Vermögensverwaltung zum Beispiel schon ab 5.000 Euro anbieten. Da spricht man sowohl den Sparkunden an, der geringere Summen hat, als auch wohlhabendere Anleger. Wann wird ein Robo-Advisor kommen? Noch in diesem Jahr. Das wird die Beratung auf neue Beine stellen. Mit einer eigenen Lösung, White Label, oder einer offenen Kooperation? Ich will noch nicht zu viel vorwegnehmen. Wir haben jedenfalls keine dreistelligen Mil- lionenbeträge, die wir in die digitale Entwick- lung stecken können. Wir arbeiten aber mit Die Austrian Anadi Bank schüttelt ihre Hypo-Alpe-Adria-Vergangenheit ab. Nach guten Jahreszahlen vergönnt sich CEO Christoph Raninger aber keine Verschnaufpause. FONDS professionell erfuhr einiges über Expansions- pläne, Robo-Advisory oder Online-Kredite für KMU. Eine Insurtech-Kooperation dürfte auch anstehen. „Robo-Advisory wird die Bera » Mit der Post gibt es Gespräche. Eine Kooperation würde sowohl für die Post als auch für uns interessante Perspektiven eröffnen. « Christoph Raninger, Austrian Anadi Bank Christoph Raninger Der erfahrene Banker und Ex-Spitzensportler ist seit Juli 2015 Vorstandsvorsitzender der Austrian Anadi Bank. Raninger begann seine Karriere in der Bank Austria/Uni- Credit, wo er zuletzt als Vorstand der Österreichischen UniCredit Investment Bank tätig war. 2010 wechselte Raninger in den Vorstand der Bawag PSK. 2013 nomi- nierte ihn die Republik Österreich in den Vorstand der restrukturierungsbedürftigen ÖVAG. Raninger spielte im Tennis-Nationalteam und hält mehrere Tennis-Staatsmeistertitel. bank & fonds I christoph raninger | austrian anadi bank 208 www.fondsprofessionell.at | 2/2018

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