FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

Foto: © Marlene Fröhlich für LuxundLumen F idelity musste sich wie viele traditio- nelle aktive Fondsanbieter in den ver- gangenen Jahren mit der harten Kon- kurrenz durch billigere passive Fonds aus- einandersetzen. Nach langem Zögern rea- gierte das alteingesessene Unternehmen, das je zur Hälfte der Gründerfamilie und dem Management gehört, vor zwei Jahren: Die Amerikaner brachten in den USA die ersten ETFs auf den Markt, seit 2017 gibt es auch in Europa Fidelity-ETFs. Dabei handelt es sich um Smart-Beta-Produkte, die so konstruiert sind, dass sie eine Out- performance gegenüber ihrer Benchmark möglich machen. Doch neuerdings ver- marktet Fidelity auch vollständig passive Fonds, die sehr kostengünstig Indizes wie den S&P 500 oder den MSCI World nachbilden. Und auch bei den aktiv gemanagten Produk- ten bietet die Gesellschaft eine neue Gebüh- renvariante, die helfen soll, der passiven Kon- kurrenz entgegenzutreten. Wir sprachen mit Fidelity-Österreich Chef Adam Lessing über den Stand der Dinge und wohin die Entwick- lung seiner Einschätzung nach gehen wird. Herr Dr. Lessing, Österreich hat eine relativ neue Regierung, und unser neuer Finanzminister scheint der Forderung der Fondsbranche nach gesperrten Vorsorge- depots nicht abgeneigt zu sein. Wie beur- teilen Sie das neue politische Umfeld? Adam Lessing: Das Gute ist, dass Hartwig Löger aus der Finanzbranche kommt, er kennt den Markt und weiß, wie die Dinge funktio- nieren. Ja, wir hätten gern Modelle, die die Vorsorge fördern. Was wir allerdings parallel dazu bräuchten, wäre eine Stimmungsände- rung. Da habe ich noch nichts gehört aus der Regierung. Auch nicht aus dem Finanzminis- terium. Die Haltung der alten Regierung sah so aus: Investieren ist spekulieren, und Aktien sind was für Spekulanten. Ich erinnere mich an einen Minister, der stolz erklärte, noch nie eine Aktie besessen zu haben. Das fundamen- tale Problem besteht darin, dass wir Öster- reicher nicht sehen, dass Investieren etwas Gutes ist, mit dem jeder anfangen sollte – und sei es mit 50 Euro. Der Staat kann nicht für alles verantwortlich sein, deshalb muss man vorsorgen. Ihr Haus hat mit der Ankündigung der Fulcrum Fee (siehe Grafik) im Vorjahr aufhorchen lassen. Was steckt dahinter, und wann wird sie in Österreich ein- geführt? Der Launch ist für den Mai geplant. Aber man muss das in den richtigen Kontext stel- len, die Produkte dahinter bleiben unverän- dert. Es geht einfach um neue Anteilsklassen. Wir möchten den Eindruck vermeiden, wir hätten hier die eierlegende Wollmilchsau er- funden. Mit der Fulcrum Fee wird einem sich wandelnden Bedürfnis entsprochen. Mifid II bewirkt eine starke Polarisierung zwischen abhängigen Vermögensberatern, die eine Pro- vision nehmen dürfen, und unabhängigen oder Vermögensverwaltern, die das nicht dür- fen. Einer der vielen Vorteile einer großen Gesellschaft besteht darin, dasselbe Produkt in jede benötigte Variante verpacken zu kön- nen. Ich kann den Kunden fragen, wo es weh- tut, und dann sagen: „Da hab ich was für Sie.“ In der Variante, bei der man mehr zahlt, Fidelity-Österreich-Chef Dr. Adam Lessing blickt in seinem Haus auf einige Neuerungen: Der traditionelle aktive Anbieter hat passive Indexfonds lanciert, und ein neues Gebührenmodell steht auch vor der Tür. Für Lessing alles keine Revolution. Er sorgt sich derzeit eher, was die Berater den Kunden in volatileren Zeiten empfehlen. » Das fundamentale Problem besteht darin, dass wir Österreicher nicht sehen, dass Investieren etwas Gutes ist. « Dr. Adam Lessing, Fidelity Die Fulcrum Fee – Risiko und Rendite werden in beide Richtungen geteilt Die neue performanceabhängige Fulcrum Fee führt Fidelity vorerst in seinen Y-Anteilsklassen ein – da- bei handelt es sich um provisionsfreie Fondsklassen. Sie sind vorgesehen für unabhängige Vermittler, die keine Provisionen des Fondsanbieters mehr behalten dürfen (Mifid II). Die Vermittler müssten sich um eine Weiterleitung der Provision an den Kunden kümmern. Bei der Y-Klasse entfällt das. In dieser zahlt der Kunde nur noch die jährliche Managementgebühr (AMC). Wenn er dabei die Va- riante Fulcrum Fee wählt, ist die AMC variabel . Die AMC in diesem Modell wird generell um zehn Basis- punkte gesenkt. Performt der Fonds besser als der Vergleichsindex, kann die Gebühr auf bis zu 90 Ba- sispunkte steigen. Schneidet der Fonds schwächer ab, kann die AMC auf bis zu 50 Basispunkte fallen. Gebühr (%) Performance des Marktindex nach Gebühren Performanceabhängige Fulcrum Fee Aktuelle AMC = 80 Basispunkte Neue AMC = 70 Basispunkte Anhebung der Gebühr bei Outperformance um höchstens +20 Basispunkte (Obergrenze) Senkung der Gebühr bei Underperformance um höchstens -20 Basispunkte (Untergrenze) Underperformance des Fonds: –2 % Outperformance des Fonds: +2 % Höchstgebühr = 90 Basispunkte Mindestgebühr = 50 Basispunkte „Die Tendenz geht in Richtung vertrieb & praxis I adam lessing | fidelity 186 www.fondsprofessionell.at | 2/2018

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