FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

166 www.fondsprofessionell.at | 2/2018 roundtable I digitalisierung D ie Einführung der EU-Richtlinie Mifid II hat die Rahmenbedingungen für den Finanzvertrieb noch einmal deutlich verschärft. Ohne passende Softwarelösungen und möglichst effiziente Beratungs- und Ab- wicklungsprozesse werden es die heimischen Haftungsdächer in Zukunft schwer haben. Ein Umstand, der die Digitalisierung innerhalb der Branche weiter vorantreibt. Während in der Vergangenheit etwa Versuche, den Beratungs- und Abwicklungsprozess für Neukunden im Wertpapierbereich völlig digital abzubilden, scheiterten, dürfte dieser Meilenstein nun fast erreicht sein. Mittlerweile stehen Wertpapier- firmen wie Jung, DMS & Cie. (JDC) gemein- sam mit der Plattform der Capital Bank kurz vor der Umsetzung. Georg Pankl (FONDS professionell): Neukun- dengeschäft soll im Wertpapierbereich zu- künftig vom Depoteröffnungsantrag bis zum Kaufauftrag digital abgewickelt werden. Wie- so hat die Umsetzung so lang gedauert? Constantin Veyder-Malberg (Capital Bank): Die einfachste Antwort lautet, weil es gesetzlich nicht erlaubt war. Der Gesetzgeber musste hier- zulande mit einer Novelle erst nachholen, was in anderen EU-Ländern schon längst zulässig war. Aufgrund eines Wortes im Gesetz war die Videolegitimation in Österreich bis Anfang des vergangenen Jahres nicht möglich, da die zu identifizierende Person physisch anwesend sein hätte müssen. Nun können wir auch auf Anbieter in diesem Bereich, etwa IDnow und Web-ID, zurückgreifen, um eine Videolegitimation durch- zuführen. Stefan Wonisch (die Plattform): Man muss aller- dings dazusagen, dass wir die Folgeaufträge, also wenn ein Kunde sein Depot bereits eröffnet hat, auch bisher schon vollkommen digital ab- wickeln konnten. Der Kunde kann in diesem Fall auf einem Tablet unterschreiben. Das Pro- blem war die Eröffnung des Rahmenvertrags inklusive der Legitimation bei Neukunden, da brauchte es bisher eine physische Unterschrift. Pankl: Die Capital Bank hat ja bereits 2011 einen Kugelschreiber präsentiert, der die Daten automatisch digitalisieren und drahtlos via Mobiltelefon an die Abwicklungsbank senden konnte. Warum hat sich das damals nicht durchgesetzt? Veyder-Malberg: Die Nachfrage war einfach nicht vorhanden. Der Stift wäre auch mit Hard- wareinvestitionen verbunden gewesen, bei der Überlebensfaktor Digitalisierung Die Diskussionsteilnehmer (v. l. n. r.): Christian Pohl (Pohl & Partner), Mag. Alexander Varga (JDC), Mag. Constantin Veyder-Malberg (Capital Bank), Stefan Wonisch (die Plattform) Fotos: © Günter Menzl Ohne vollständig digitalen Beratungs- und Abwicklungsprozess werden es die heimischen Finanzvertriebe in Zukunft schwer haben. Eine Diskussionsrunde mit Branchenvertretern zeigt, wie weit der Prozess schon fortgeschritten ist. » Ich glaube, dass die Mifid-II-Regulierung mit ihren 27.000 Seiten uns in ein Korsett hineinzwingt, das eigentlich nur mit einem digitalen Prozess lösbar ist. « Mag. Constantin Veyder-Malberg, Capital Bank

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