FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

160 www.fondsprofessionell.at | 2/2018 vertrieb & praxis I pools Foto: © Gunter Menzl, Marlene Fröhlich D ie mit Jahresanfang eingeführte EU- Richtlinie Mifid II dürfte wohl doch nicht ganz spurlos an den heimischen Finanzdienstleistern vorübergegangen sein. Für viele dürfte der zu erwartende Mehrauf- wand, den die Richtlinie – die hierzulande mit dem Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG 2018) umgesetzt wurde – für das Tagesgeschäft be- deutet hätte, wohl zu viel geworden sein. Mit Mifid II eingeführte Themen wie die strengere Beratungsdokumentation, das Vergü- tungsrecht, Produktregulierung und Telefonaufzeichnungen sind an sich schon große Brocken. Für weitere Verunsicherung sorgte zudem die seit Ende Mai geltende Datenschutz- Grundverordnung (siehe Artikel ab Seite 220). Aber auch die mit dem WAG 2018 neu geschaffene Mög- lichkeit der Vor-Ort-Prüfungen bei vertraglich gebundenen Vermittlern und Wertpapiervermittlern durch die Aufsichtsbehörde (siehe Artikel ab Seite 224) dürften wohl für einige Berater das Fass zum Überlaufen ge- bracht haben. Diesen Schluss lässt zumindest ein Blick auf die aktu- ellsten Zahlen der Finanzmarktaufsicht zu. Die Behörde erfasst in ihrer Statistik alle Be- rater, die unter einem Haftungsdach arbeiten, sei es als vertraglich gebundene Vermittler (VGV) oder als Wertpapiervermittler (WPV). Und laut dieser Statistik hat sich die Anzahl der Berater im Vergleich zum Jahr 2016 um immerhin 12 Prozent auf 2.742 verringert. Eine auf den ersten Blick erschreckend hohe Zahl, auf den zweiten Blick zeigt sich aller- dings, dass sich diese Berater nicht voll- ständig aus dem Finanzdienstleistungsge- schäft verabschiedet haben dürften. Dies legen die Zahlen des Fachverbandes der Finanzdienstleister nahe. Die Wirtschafts- kammer weist nämlich in ihrer Mitglie- derstatistik unter „Vermögensberater“ alle Berater aus, die eine aktive Gewerbe- berechtigung haben, also auch jene, die kein Haftungsdach benötigen, weil sie kein Wertpapiergeschäft abschließen. Dement- sprechend kann Philipp Bohrn, Geschäfts- führer des Fachverbandes Finanzdienst- leister, die Entwicklung der FMA-Zahlen bei einem Blick auf die Mitgliederstatistik des Fachverbandes nicht nachvollziehen und erklärt: „In unseren Zahlen spiegelt sich dieser deutliche Rückgang nicht wider. Auch ein Blick auf die Zahlen des ersten beziehungsweise zweiten Quartals – diese werden von uns nicht veröffent- licht – zeigt, dass die Anzahl der Mitglie- der nicht gesunken ist.“ Spezialisierung Bohrn hat für die Diskrepanz zwischen FMA- und WK-Zahlen allerdings eine Erklä- rung parat: „Viele Berater dürften sich stärker spezialisiert haben, etwa auf die Kreditver- mittlung oder Versicherungen. Im Bereich der Veranlagung könnten sich einige auch auf die Vermittlung von fondsgebundenen Lebens- versicherungen anstelle von Direktinvestments in Investmentfonds fokussiert haben. Eventuell arbeiten einige nun auch stär- ker mit Portfolioverwaltern zusammen und vermitteln die Kunden im Veranla- gungsbereich als Tippgeber an diese weiter.“ Für jene, auf die dies zutrifft, wäre es nicht mehr notwendig, unter dem Haftungsdach zu arbeiten, insofern ist Bohrns Erklärung durchaus nachvoll- ziehbar. Vergleicht man die Entwicklung der Zahlen der WK und der FMA, zeigt sich, dass diese seit etwa vier Jahren auseinanderdriften. Insgesamt liegt die Differenz zwischen den beiden Statisti- ken aktuell sogar bei 885 Beratern. Die vermeintlich Leidtragenden dieser Ent- wicklung sind vor allem die Haftungs- Die Rahmenbedingungen haben sich für Vermögensberater deutlich verändert, dies spiegelt sich in den von der FMA erhobenen Beraterzahlen wider. Schrumpfende Haftungsdächer Die aktuellsten FMA-Zahlen zeigen einen deutlichen Rückgang bei den vertraglich gebundenen Vermittlern und den Wert- papiervermittlern. Am 20. FONDS professionell KONGRESS im März war davon allerdings nichts zu spüren. Entwicklung der Berateranzahl Während die von der FMA erhobenen Zahlen deutlich zurückgegangen sind, zeigt sich in den Zahlen der Wirtschaftskammer-Mitgliederstatistik kein massiver Rückgang. Quelle: FMA, WK 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 FMA: Anzahl der vertraglich gebundenen Vermittler und Wertpapiervermittler (VGV/WPV) WK: Anzahl der aktiven Mitglieder Vermögensberater und Wertpapiervermittler

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