FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

152 www.fondsprofessionell.at | 2/2018 fonds & versicherung I maklerkooperationen Foto: © BlueSkyImages | adobe.stock.com D er Versicherungsvertrieb ist im Um- bruch. Zum nach wie vor ungelösten Generationenproblem – 50 Prozent der Makler sind über 53 Jahre alt – kommt nun der weiter zunehmende regulatorische Druck hinzu. Allein die Umsetzung der Datenschutz- Grundverordnung (DSGVO) dürfte für etliche Makler eine echte Herausforderung gewesen sein. Der wirklich große Brocken kommt allerdings erst in Form der Versicherungs- vertriebsrichtlinie (Insurance Distribution Directive, IDD). Diese EU-Vorgabe geht im Oktober dieses Jahres in nationales Recht über. Und weil wir es hier im Grunde mit IT- Themen zu tun haben, wird es vor allem für Einzelkämpfer langsam, aber sicher schwie- rig, hier noch Schritt zu halten. Nicht nur, dass viele ältere Berater bisher mit vergleichsweise wenig „Digitalisierung“ ausgekommen sind, kommt erschwerend hinzu, dass die Versiche- rungen selbst in Sachen Informationstechno- logie zum Teil beträchtlich hinterherhinken. Einer, der das Problem kennt, ist Werner Holzhauser: „Hier war vor zehn Jahren noch alles offline. Allein mit den ganzen Dokumen- tationspflichten werden die meisten Makler in Zukunft überfordert sein.“ Holzhauser ist heu- te Geschäftsführer beim Insurtech Wefox, ist aber den meisten Brancheninsidern noch aus seiner Zeit als Versicherungsvorstand ein Be- griff. Und mit dem Thema „Dokumenta- tionspflicht“ spricht der Vertriebsprofi einen der wichtigsten Punkte an. Die Papierberge, die hier inzwischen zu überreichen, zu erklä- ren und dann vom Kunden zu bestätigen sind, haben längst groteske Ausmaße angenommen. Und trotzdem: Werden die Dokumentations- pflichten nicht ordnungsgemäß eingehalten, drohen Konsequenzen – von der Verwaltungs- strafe bis hin zum Entzug der Gewerbe- berechtigung. Nimmt dieser administrative Aufwand mit der IDD nun noch einmal deut- lich zu, ist der damit verbundene Arbeits- be- ziehungsweise Zeitaufwand für Einzelkämp- fer kaum mehr tragbar. Die sich aufdrängende Lösung wären Mitarbeiter – leider bewirkt die wachsende Papierflut aber keinen einzigen Abschluss mehr, der Aufwand wirkt somit einfach nur ertragsmindernd. Dass angesichts solcher Aussichten in Fach- kreisen ernsthafte Zweifel geäußert werden, wenn die Frage gestellt wird, ob der Versiche- rungsmakler als Einzelkämpfer noch Über- lebenschancen hat, ist nicht überraschend. Andreas Büttner, Geschäftsführer des Mak- lerpools Arisecur, zeichnet ein düsteres Bild: „Die Regulierung ist nur das Basisproblem. Der administrative Aufwand nimmt massiv zu, und die Verdienste werden immer mehr beschnitten. Durch die im Oktober in Kraft tretende IDD wird ein Großteil der Bonifi- kationen wegfallen, und durch die DSGVO kommen zusätzliche Kosten auf Makler zu. Dadurch wird sich der Zeitaufwand pro Ver- trag um etwa 60 bis 70 Prozent steigern.“ Wer nicht das Handtuch werfen will, muss also nach Wegen zur Effizienzsteigerung su- chen, und weil das im Alleingang nahezu unmöglich ist, müssen sich auch überzeugte „Einzelkämpfer“ wohl oder übel nach geeig- neten Kooperationsmöglichkeiten umsehen. Ein solches Angebot macht die Interessen- gemeinschaft österreichischer Versicherungs- makler (IGV) – und immerhin 140 Makler- betriebe nehmen dieses bereits wahr. „In der IGV sind wir in der Lage, gemeinsame Pro- bleme auch gemeinsam zu lösen. Das spart Kosten und bietet den Kunden einen echten Mehrwert“, verspricht Anton Brenninger, Prä- sident der IGVAustria. Dass eine solche Lö- sung nicht gratis ist, liegt auf der Hand. Wer bei der IGV mitmachen will, bezahlt eine Aufnahmegebühr in Höhe von 6.000 Euro. Der jährliche Mitgliedsbeitrag, der je nach Teilorganisation mehrere hundert Euro betra- gen kann, kommt dann noch hinzu. Versicherungsvertriebe Wem das zu viel Geld beziehungsweise Risiko ist, der hat die Alternative, sich einem der größeren Vertriebe wie EFM anzuschlie- ßen. Mit mehr als 50 Standorten in ganz Österreich zählt das von Josef Graf gegrün- dete Unternehmen zu den Big Playern im Versicherungsvertrieb. Unmittelbar sind mit einem Einstieg bei EFM keine Kosten ver- bunden, allerdings geht damit – bis zu einem gewissen Grad – der Verlust der Selbststän- digkeit einher. Und dazu sind viele Makler einfach (noch) nicht bereit. Dies bestätigt auch die kürzlich im Auftrag des Österreichischen Versicherungsmaklerrings (ÖVM) durchge- führte Befragung des Marktforschungsinstituts Wissma. Auf die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass sie im nächsten Jahr einer Makler- vereinigung beitreten werden, antworteten 40 Die Regulierungsflut macht es Versicherungsmaklern schwer, ohne starke Partner zu überleben. Das Angebot an diesbezüglichen Möglichkeiten ist gar nicht so klein. Kooperations zwänge Zwar legen die meisten Versicherungsmakler besonderen Wert auf ihre Eigenständigkeit, doch immer mehr von ihnen stellen sich die Frage, ob man als Einzelkämpfer noch überleben kann.

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