FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

bank & fonds I gabriel brenna, bernhard ramsauer | llb österreich 234 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 Foto: © Marlene Fröhlich | LuxundLumen F ür die Liechtensteinische Landes- bank (LLB) ist die Semper Con- stantia eine Braut mit ansehnlicher Mitgift: Zu den drei Milliarden Euro, die die LLB Österreich derzeit verwaltet, kommen auf einen Schlag über 14 Mil- liarden Euro dazu. Auch qualitativ ist der Deal ein Hingucker: In Österreich haben die Liechtensteiner bisher kaum Geschäft mit institutionellen Anlegern. Und das Immobiliengeschäft kommt für die Liech- tensteiner überhaupt neu dazu. Gabriel Brenna, Mitglied der LLB-Geschäftsfüh- rung, lobt den „perfekten Fit“. Semper- Constantia-CEO Bernhard Ramsauer hät- te die LLB Österreich selbst als Kauf- objekt gut gefallen. Als künftiger CEO der fusionierten Bank ist er glücklich über ein Institut, in dem die attraktive Vermögensver- waltung einen stärkeren Anteil am Ertrag hat. Herr Ramsauer, im Oktober haben Sie uns noch gesagt, Sie schauen sich lau- fend Übernahmeobjekte an. Im Dezem- ber haben Sie Ihre eigene Übernahme verkündet. Sie scheinen sich schnell mit der LLB geeinigt zu haben. Wann lag das Angebot auf dem Tisch? Bernhard Ramsauer: Wenn sich zwei gut ver- stehen, ist es nicht notwendig, dass man lange verhandelt. Verhandlungen gab’s seit Septem- ber. Aber da war ja noch nichts sicher. Inhalt- lich haben wir schnell gewusst, das ist für bei- de eine gute Sache. Herr Brenna, die LLB kündigte schon länger Zukäufe in Österreich und der Schweiz an. Mit wie vielen Kandidaten waren Sie im Gespräch, bis es mit der Semper Constantia etwas wurde? Gabriel Brenna: Wir kommunizieren nicht, wie viele. Aber wir haben natürlich andere angeschaut. Bei der Semper Constantia war das Package von vornherein extrem gut. Sie sind als Konsolidierer am Markt aufgetreten und sind sehr erfolgreich. Der „Fit“ war ex- trem hoch: Sie haben das Private Banking, wo sie eins zu eins dasselbe machen wie die LLB Österreich. Sie haben den institutionellen Teil, den wir in Österreich wenig bis gar nicht ma- chen, wo wir aber in Liechtenstein sehr stark sind. Es ist eine natürliche Ergänzung unseres Geschäftsmodells. Auch bei der Unterneh- menskultur passen wir sehr gut zusammen. Für die Semper Constantia ist die langfristige Ausrichtung der LLB ein Vorteil. Man war sich von Anfang an einig, dass die Trans- aktion Sinn macht. Ramsauer: Wir hätten nie nur wegen des Prei- ses verkauft. Wir haben gesagt, es muss für Bank, Kunden und Mitarbeiter besser sein. Was wird konkret besser? Ramsauer: Es entsteht die größte Vermögens- verwaltungsbank in Österreich. Wir werden zusammen als neue LLB Österreich an die 20 Milliarden Euro Assets under Management haben. Wir haben in der Semper Constantia Vermögensverwaltung und Beratung, Depot- bank- und Investmentfondsgeschäft sowie das Immobiliengeschäft. Und wir wollten immer das Vermögensverwaltungsgeschäft überpro- portional stärken. Das passiert jetzt. Da kom- men an die 2,5 bis drei Milliarden Euro dazu. Besser geht’s nicht für die Bank. Sie be- kommt eine deutlich bessere Bonität. Wir ha- ben derzeit sehr potente Aktionäre, aber die LLB hat ein AA2-Rating. Für den Kun- den wird das Produktangebot vertieft. Die Mitarbeiter arbeiten in der größten Privat- bank Österreichs. Im Step-Up-2020-Plan der LLB ist die Profitabilität enorm wichtig. Da muss sich die Semper Constantia vermutlich verbessern? Ihre Cost-Income Ratio liegt bei rund 72 Prozent, bei der LLB hingegen bei nur 64 Prozent. Brenna : Man muss die Geschäftsmodelle unterscheiden. Wir sind eine Universal- bank. Privatbanken in der Schweiz liegen bei rund 75 Prozent. Da ist die Semper Constantia gut aufgestellt: Wir haben in der LLB Österreich auch eine ähnlich hohe CIR. Natürlich, wenn wir die Gruppen- komponente berücksichtigen, dann ist noch Potenzial. Aber wenn das Wachstum weiter so gut bleibt, wird die Cost-Income Ratio sin- ken. Die Semper Constantia hat in den ver- gangenen Jahren sehr viel in Wachstum inves- tiert. Das ist richtig so und einer der Gründe, warum sie für uns interessant war. Sie wächst sehr gut; das heißt auch, sie hat das Vertrauen der Kunden. Eine wachsende Bank wird es in Zukunft leichter haben, profitabler zu sein. Ramsauer: Für eine Stand-alone-Privatbank sind 72,5 Prozent eine sehr gute Cost-Income Ratio. International liegen Stand-alone-Privat- banken eher bei 85 Prozent. Eine Privatbank eines Konzerns ist da vergleichsweise immer besser, weil sie firmenintern Synergien nutzen kann. Wir sind zufrieden. Aber es ist klar das Ziel, sich weiter zu verbessern. Welche Maßnahmen sind wachstums- seitig geplant? Brenna: Wenn wir es schaffen, dass die kom- binierten Einheiten weiter so wachsen, dann ist das an sich schon ein sehr attraktiver Busi- ness Case. Ein sehr wichtiges Thema ist bei uns die IT. Für das Stammhaus in Liechten- stein und die Tochter in der Schweiz haben wir hohe Investitionen getätigt. Die Öster- reich-Tochter wird nun davon profitieren. Wir Die traditionsreiche Liechtensteinische Landesbank kauft die Semper Constantia Privatbank. Damit wird Österreich zum größten Auslandsmarkt der Liechtensteiner noch vor der Schweiz. LLB-Private-Banking-Chef Gabriel Brenna und Semper-Constantia-CEO Bernhard Ramsauer kündigen im Interview weitere Zukäufe an. „Wir halten die Augen für weit » Bei der Semper Constantia war das Package von vornherein extrem gut. Es ist eine natürliche Ergänzung unseres Geschäftsmodells. « Gabriel Brenna, LLB

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