FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

228 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 vertrieb & praxis I vir tuelle währungen Foto: © Christoph Hemmerich W enn man den Namen „Zuckerberg“ hört, denkt man zugegebenermaßen unter Umständen nicht sofort an Kryptowährungen – selbst dann nicht, wenn der Vorname „Randi“ und nicht „Mark“ lautet. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Mark war Randi maßgeblich amAufbau von Facebook beteiligt, um sich dann selbst- ständig zu machen und die Agentur Zuckerberg Media zu gründen. Dass sich Randi Zuckerberg in Sachen Kryp- towährung als Auskennerin entpuppt, liegt daran, dass es sich bei Bitcoin, Ethereum, Ripple und allen anderen virtuellen Zahlungsmitteln um die sozialsten und interaktivsten Transak- tionstool der Menschheitsgeschichte handelt. Die Währungen sind das Top- thema auf allen sozialen und traditio- nellen Informationsplattformen und ent- wickeln mitunter eigene Begrifflichkei- ten – etwa die des „hodl“ oder, je nach grammatikalischen Bedürfnissen, „hod- ling“. „Und nein, das ist kein Tippfehler“, klärt Zuckerberg am Rande des FONDS profes- sionell KONGRESS auf. Weder geht es um „jodeln“ noch um „hold“, sondern um einen Ausdruck, der ganz spezifisch Zuneigung zu Kryptowährungen ausdrücken soll. Ein Bei- spielsatz: „Bitcoin, I hodl you.“ Das ist zugegebenermaßen skurril genug, Zuckerberg vertritt jedoch auch noch die The- se, wonach sich das Umfeld zu einem „kult- ähnlichen Phänomen entwickelt“. Das könnte man mit einem Schulterzucken quittieren, hät- te das aus Zuckerbergs Sicht nicht auch hand- feste ökonomische Auswirkungen. Religiöser Eifer „Wenn man im Verlauf der Abschläge rund um den Jahreswechsel den Postings auf den einschlägigen Plattformen gefolgt ist, war es bemerkenswert, mit welchen Emotionen die Durchhalteparolen ausgegeben wurden.“ Das hatte quasireligiöse Züge, „wirkte fast schon wie ein Kult“, war rational nicht mehr ar- gumentierbar, aber möglicherweise höchst erfolgreich. Denn bis Redaktionsschluss hatte Bitcoin von seinen Februar-Tiefs weg wieder 60 Prozent an Wert gutgemacht. Kultische Aspekte sieht sie auch im physi- schen Bereich. So gibt es Wohngemeinschaf- ten, in denen nur Krypto-Unternehmer oder -Investoren einziehen dürfen. Dazu gibt es „verpflichtende Lektüre“ in Form von Fach- magazinen, die gratis aufliegen. Weiters bil- den sich Kunstformen im lyrischen und musikalischen Bereich aus – über die Qualität dieser Beiträge kann man streiten, auch ist ab und zu (und hof- fentlich) eine gewisse Selbstironie spürbar, dennoch lassen sich Paralle- len zu spirituell-religiösen Konzepten nicht leugnen. Mit Satoshi Nakamoto, dem Pseudonym, unter dem Bitcoin kodiert wurde, verfügt man außerdem jetzt schon über das Äquivalent eines Heilsbringers. Blockchain ohne Währung? Spätestens seit den jüngsten enor- men Volatilitäten und den teils höchst emotional geführten Diskussionen Bitcoin? Wie eine Sekte Als Social-Media- und Digital-Profi der ersten Stunde hat Randi Zuckerberg einen intuitiv klaren Blick auf die Besonder- heiten von Kryptowährungen. Sie ortet quasireligiöse Züge, die durchaus marktrelevante Wirkung zeigen. Nahezu religiöser Eifer hat dazu geführt, dass Bitcoin-Investoren zum Jahreswechsel nicht vollkommen in Panik ausbrachen und sich der Kurs zuletzt stabilisiert hat. » Die Durchhalteparolen nach den Bitcoin-Rückschlägen waren von einem quasireligiösen Eifer. Das wirkte fast schon wie ein Kult. « Glaubensfrage Die Schlacht um die 1.000-Dollar-Marke Laut Randi Zuckerberg könnte der Rebound von Bitcoin auf ziemlich emo- tionalen Gründen beruhen – ob das gut gehen kann? Quelle: Bloomberg 0 500 1.000 1.500 2.000 USD ’18 2017 März Dez Feb Dollar in Bitcoin

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=