FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

188 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 vertrieb & praxis I erstnotiz der dws Foto: © Thorsten Jansen | Deutsche Börse AG – IPO Evonic, Martin Joppen P rojekt Orion wird Wirklichkeit. Unter diesem Decknamen ließ Deutsche- Bank-Chef John Cryan 2017 den Bör- sengang der Deutschen Asset Management durchspielen, wie die Fondstochter damals noch hieß. In Zeiten des Investment-Banking- Booms galt der bankeigene Asset Manager mal als langweilig, nach der Finanzkrise hin- gegen als stabile Ertragsperle. Der als Sanierer nach Frankfurt ge- kommene Cryan schreckte jedoch nicht mehr davor zurück, dieses Tafelsilber zu verkaufen – zumindest in Teilen. Cryans Kalkül: Mit dem Erlös lässt sich die strapazierte Bilanz des deut- schen Branchenprimus aufpäppeln. Der Asset Manager gerät damit in den öf- fentlichen Fokus – und gewährt tiefe Einblicke ins Geschäft. FONDS pro- fessionell erläutert, wie das Haus da- steht und wie die Mutter ihren Einfluss auf die Tochter behält. Was die Kontrolle angeht, hat die Deutsche-Bank-Führung vorgesorgt. Immerhin dient die DWS, wie sie nun wieder heißt, als eine Art Hoflieferant für den Filialvertrieb des Instituts. So nimmt das Frankfurter Fondshaus die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft auf Aktien an (KGaA). „Dieses Konstrukt besteht aus zwei Säulen“, erläutert Christoph von Eiff, Anwalt bei der Kanzlei CMS Hasche Sigle. „Die erste Säule sind die Komplementäre. Diese sind persönlich haftende Gesellschafter und bilden die Geschäftsführung der zweiten Säule, der Kommanditgesellschaft.“ Deren Aktionäre be- stimmen zwar den Aufsichtsrat mit. Anders als bei einer normalen Aktiengesellschaft kann dieser aber die Geschäftsführung weder be- stellen oder abberufen noch Einfluss auf ihre Tagesordnung nehmen. Die Mitsprache der Aktionäre ist damit beschränkt. Im ersten Anlauf aufs Parkett gibt die Mutter zwar nur maximal 25 Prozent der Anteile ab, doch ist denkbar, dass sie weitere Pakete verkauft. Dank des KGaA-Konstrukts behielte die Bank stets das Sagen. Mutter hat das letzte Wort Diese Form wählen meist eher Familien- unternehmen, bei denen der Gründungsclan trotz Börsengangs seinen Einfluss wahren will. Im Falle der DWS ist jedoch die Deut- sche Bank der Gesellschafter – und keine traditionsreiche Industriellenfamilie wie bei Merck, Henkel oder Fresenius. Als juristische Einheit bestimmt die Deutsche Bank die Füh- rung der Fondstochter – und übernimmt die Haftung. Dies lässt sich die Mutter von der Tochter mit vier Prozent pro Jahr auf Stamm- kapital und Rücklagen vergüten. Das Grund- kapital beträgt 200 Millionen Euro, also fallen mindestens acht Millionen Euro pro Jahr an. Demzufolge obliegt DWS-Chef Nicolas Moreau und seinen Co-Geschäftsführern kei- ne persönliche Haftung. Die Wahl des KGaA-Rahmens brachte der Mutter Kritik von potenziellen Investoren ein, die einen Preisabschlag verlangten. Daher rangierte die Angebotsspanne am unteren Ende und ergab einen Wert der Aktienemission von 1,2 bis 1,8 Milliarden Euro, zuvor waren 1,5 bis zwei Milliarden Euro angepeilt worden. Der Börsengang sollte am 23. März stattfinden, nach Redak- tionsschluss dieser Ausgabe. Die Bank tut einiges, um Beden- ken zu zerstreuen. So schrieb sie in die Satzung, dass die „DWS Group GmbH & Co. KGaA“ in eine norma- le Aktiengesellschaft umgewandelt wird, sollte der Deutsche-Bank-Anteil unter 40 Prozent fallen. Zudem wur- de ein gemeinsamer Ausschuss aus Die Deutsche Bank schickt ihre Fondstochter aufs Parkett, behält aber das Sagen. Die Unterlagen zum Börsengang erlauben tiefe Einblicke ins Geschäft der DWS. Börsenfrischling im Fokus Börsenaspirant: Die Fondstochter der Deutschen Bank geht aufs Frankfurter Parkett. Damit gerät der Anbieter in den Blick einer breiteren Öffentlichkeit – so wie im Bild die Manager des Chemiekonzerns Evonik bei der Erstnotiz. Abgeschlagen Wertentwicklung der Deutsche-Bank-Aktie im Vergleich Die Deutsche Bank hinkt an der Börse dem Konkurrenten Commerzbank und dem breiten Markt hinterher. Quelle: Bloomberg -80 % -60 % -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Deutsche Bank Dax Commerzbank 2017 ’18 2016 2015 2014 2013

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