FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

148 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 fonds & versicherung I fondspolizzen Foto: © DOC RABE Media | adobe.stock.com A ls August Zillmer im 19. Jahrhundert das nach ihm benannte Verfahren zur Bestimmung des Werts eines Versiche- rungsvertrags entwickelte, ging es nicht in erster Linie um Provisionen oder Vertrieb, sondern um die versicherungsmathematisch korrekte Ermittlung der Deckungsrückstellun- gen. Vor Einführung seiner Methode waren diese häufig zu hoch oder zu niedrig ange- setzt. Es dauerte auch viele Jahre, bis sein Ansatz allgemein Verbreitung fand. Es ist also nicht so, dass die Abschlusskosten wegen der Zillmerung zu Beginn der Vertragslaufzeit anfallen, sondern umgekehrt so, dass eine Vorabzahlung der Provision in der Berech- nung des Versicherungswerts berücksichtigt wird. Diese Vorgangsweise war nie unumstrit- ten, in den letzten Jahren geriet die Vorabver- provisionierung aber so sehr ins Kreuzfeuer der Kritik, dass sie nun immer häufiger durch Alternativen ersetzt wird. Vor allem die IDD- Umsetzung und die seit Anfang des Jahres eingeführten Produktinformationsblätter erhö- hen die Transparenz für Kunden, was die Ver- sicherer unter Zugzwang bringt. Immer mehr Fondspolizzenanbieter reagieren mit Umstel- lung beziehungsweise dem zusätzlichen Angebot von ungezillmerten Tarifen. Manche sehen dies sogar als Chance, im schwierigen Lebensversicherungsgeschäft Boden gutzu- machen. Ob hier generell umgeschwenkt wird oder ob wir es mit einer Mode zu tun haben, ist allerdings noch nicht klar. So verkündete etwa die Allianz Versicherung bereits im Vorjahr die Einstellung ihres ungezillmerten Tarifs. Zwar erklärt Allianz-Lebensversiche- rungsexperte Ernst Schneckenleitner, dass man die Einschätzung, dass ungezillmerte Tarife deutlich an Bedeutung gewinnen wer- den, mittelfristig teile, einen durchgehenden Schwenk in Richtung ungezillmert sehe man derzeit allerdings noch nicht: „Wesentlich ist dabei auch, wie rasch unsere Vertriebspartner den Umstieg vornehmen wollen“, erklärt der Allianz-Experte. Während im Bereich der klassischen Lebensversicherung nur drei Ver- sicherungen ungezillmerte Tarife anbieten, sind es bei der FLV derzeit insgesamt zehn Anbieter (siehe Tabelle auf Seite 150). Allein drei Gesellschaften haben in den vergangenen Monaten neue Produkte vorgestellt, bei denen die Abschlusskosten über die Laufzeit verteilt werden. Jüngstes Beispiel ist die Uniqa Versicherung, die ihre FLV „FlexSolution“ völlig überarbeitet hat und nun nur noch mit einem ungezillmerten Tarif auf dem Markt vertreten ist. Dabei fällt auf, dass es im Zuge der Umstellung zu einem Kahl- schlag der angebotenen Drittfondspalette kam. Hatte die Versicherung zuvor 231 Fonds von 47 Anbietern im Angebot, so sind es aktuell nur noch 32 plus fünf ETFs von acht ausgewählten Investmentge- sellschaften. Zu diesen zählen Franklin Templeton, iShares, Fidelity, Blackrock, Carmignac, Ethenea, RCM und Invesco. Innerhalb der neuen Polizze kann gleich- zeitig in bis zu zehn Einzelfonds investiert werden beziehungsweise können diese auch mit den vier Uniqa-Portfolios kom- biniert werden. Als Nachteil will die Uniqa die geringere Auswahl nicht sehen. „Die Konzentration auf einige wenige renom- mierte Fondsanbieter mit breiter Produkt- palette ermöglicht eine engere Zusammen- arbeit mit den Kapitalanlagegesellschaf- ten“, erklärt Vertriebsvorstand Peter Humer (siehe Interview ab Seite 154). Vom neuen Produkt überzeugt ist auch Versicherungs- makler Wolfgang Staudinger. Mit seiner Fir- ma fynup bietet er eine Software an, die fondsgebundene sowie klassische Lebensver- sicherungen und Wertpapierdepots auf Ebene der Gesamtkosten vergleichbar macht. Mit seinem „fynup-Selektor“ kann analysiert wer- den, welche von den Versicherern ange- botenen Investmentfonds oder Dachfonds- portfolios in der Kombination aus Produkt-, Veranlagungskosten und tatsächlichen Ren- diten besser sind (siehe Seite 152). Die neue FlexSolution-Polizze schneidet hier nicht schlecht ab. Staudiger: „FlexSolution bietet enorme Kostenvorteile bei Fremdfonds, vor allem durch die Möglichkeit, in die institu- tionellen Tranchen zu investieren. Das leidige Kickback-Thema gibt es nicht mehr, der Tarif ist sauber und schlank kalkuliert. Diesen Tarif sollte jeder Berater beachten, vor allem die selbstständigen, bei denen Best Advice ein Thema ist. Mit den Dachfonds ist das Produkt im oberen Drittel in der Kostenanalyse All-in zu finden, die Performancewerte der Vor- Immer mehr Lebensversicherungen bieten Tarife, die die Abschlusskosten über die Laufzeit verteilen. Das Ende der Zillmerung ist dennoch nicht in Sicht. Stirb langsam Mit Standard Life, HDI Leben und Uniqa Österreich haben in den vergangenen Monaten gleich drei Anbieter von fondsgebundenen Lebensversicherungen neue ungezillmerte Tarife vorgestellt.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=