FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

144 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 sachwerte I fairvesta Foto: © Christoph Hemmerich für FONDS professionell, Activum SG V iele Familienunternehmen werden pa- triarchalisch geführt. Strenge Hierar- chien, maximale Kontrolle und gege- benenfalls harte Sanktionen sind typische Merkmale in dieser Struktur, in der Selbststän- digkeit, Kreativität und Entscheidungsfreude der Mitarbeiter nicht unbedingt gewünscht sind. Üblicherweise regiert der Patriarch bis ans Ende seiner Tage. Bei Fairvesta ist das anders: Die Galionsfigur verließ Ende 2017 plötzlich das Emissionshaus. Überraschender Verkauf Zunächst verließ im Frühsommer der lang- jährige Vorstand Hermann Geiger geräuschlos das Unternehmen. Er trat trotz seines Amtes öffentlich kaum in Erscheinung und machte Platz für den in der Fondsbranche bis dahin unbekannten Steuerberater Ingo Kursawe. Zu diesem Zeitpunkt bereitete das eigentliche Aushängeschild Otmar Knoll den Verkauf des Unternehmens vor. Der 59-Jährige war offi- ziell nur Vertriebsleiter, Leiter des An- und Verkaufs der Immobilien und Handlungsbe- vollmächtigter. Aber im Hintergrund hielt die Familie Knoll als Unternehmenseigentümer alle Fäden in ihren Händen. Anfang 2018 kam die überraschende Mitteilung: Die Familie Knoll steigt aus – und verkauft Fairvesta an den institutionellen Investor Activum SG. Vertriebspartner und Anleger traf diese Ver- änderung unvorbereitet. Sie wurden weder im Vorfeld noch nach Bekanntwerden der Trans- aktion über den Eigentümerwechsel infor- miert. Darüber haben sich viele echauffiert. Die Investoren sorgen sich um die Zukunft ihrer Fonds. Auf Nachfrage beteuern Fairvesta und Activum, dass sich für die Anleger prak- tisch nichts ändere. Zufriedenstellend ist die Auskunft jedoch nicht. Und es geht hier nicht um Peanuts. Fairvesta verwaltet nach eigenen Angaben 14 Immobi- lienfonds für 18.000 Anleger aus Europa, vor- wiegend aus Deutschland und Österreich. Das Vermögen der Fonds (Assets under Manage- ment) soll sich auf 800 Millionen Euro belau- fen. Es besteht im Wesentlichen aus einem Portfolio mit 150 deutschen Immobilien. Fairvesta soll besser werden Der neue Fairvesta-Eigentümer Activum SG verwaltet selbst 1,5 Milliarden Euro insti- tutionelles Kapital. Das wird direkt in Immo- bilien und in Projektentwickler investiert. Fairvesta ist die vierte Unternehmensakquisi- tion. Das Motiv dafür liegt auf der Hand: Das Emissionshaus erwirtschaftete in den vergan- genen Jahren Gewinne in Millionenhöhe. Deshalb wird im Markt gemunkelt, dass Activum für die Fairvesta-Gesellschaften bis zu 50 Millionen Euro bezahlt haben könnte. Richard Wartenberg, Geschäftsführer von Activum SGAdvisory, lehnt einen Kommen- tar dazu ab. Otmar Knoll will zur Transaktion generell nicht Stellung nehmen. Die Immobilienhandelsfonds bleiben auf dem Papier von der Transaktion unberührt, weil das Management bestehen bleibt und Activum nach eigenen Angaben aus den Be- teiligungsgesellschaften keine Immobilien kaufen will. Die Bestandsfonds Lumus I und Chronos 1 sollen mit Zustimmung der Anle- ger noch in diesem Frühjahr abgewickelt wer- den. Die drei in Liechtenstein ansässigen Fair- vesta-Firmen und die Maximus-Anleihen hat Activum nicht übernommen. Fairvesta soll sich auf das deutsche Immo- biliengeschäft konzentrieren, Schwächen im Portfolio ausmerzen und im Management pro- fessioneller werden. „Wir glauben, dass wir Fairvesta innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre viel besser aufstellen und viel Potenzial heben können“, erklärt Wartenberg im Ge- spräch mit FONDS professionell. Der „Turn- around“ soll durch aktive Arbeit am Immobi- lienportfolio und durch den Ausbau des Asset Managements gelingen. Laut Wartenberg müssen „viele Dinge verbessert“ werden. Optimierungsbedarf Bei diesen Aussagen werden sich Fairvesta- Kunden die Augen reiben. Denn Otmar Knoll warb stets mit zweistelligen Renditen der Immmobilienhandelsfonds, und Analysten zeichneten Fairvesta regelmäßig als besten Anbieter deutscher Immobilienfonds aus. In der letzten veröffentlichten „Leistungsbilanz“ für das Jahr 2011 stellte das Unternehmen jährliche Nettorenditen der Fonds von acht bis 40 Prozent dar. Das hatte damals aber wenig Aussagekraft, weil die Angaben nicht nach- vollziehbar und somit nicht plausibel waren. „Mr. Fairvesta“ Otmar Knoll verkauft überraschend sein Emissionshaus. Der neue Eigentümer klärt die Lage – und kündigt an, „viele Dinge verbessern“ zu wollen. Stiller Abgang, viele Baustellen Otmar Knoll – hier 2012 bei einem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim – hat Fairvesta an den institutionellen Investor Activum SG verkauft. Auch aus dem Management ist er ausgeschieden.

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