FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

298 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 fonds & versicherung I vermögensverwaltung im versicherungsmantel Foto: © Fotolia | serbogachuk, Ebase, Axel Gaube W ie ging er noch mal, dieser uralte Werbespruch? Ach, ja: „Nur wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin.“ Bei Fondspolicen sieht das ganz anders aus, denn die Inhalte der Produkte mit dieser Aufschrift sind sehr unterschiedlicher Natur. Dass sich in verschiedenen Policen ganz ver- schiedene Fonds finden, versteht sich von selbst. Doch auch die Konzepte, nach denen die Versicherungsprodukte gestrickt sind, variieren. „Wir arbeiten mit über 50 Versicherern zu- sammen“, sagt Rudolf Geyer, Geschäftsführer der European Bank for Financial Services (Ebase). Die B2B-Tochter der Comdirect mit Sitz in Aschheim bei München betreut mehr als 840.000 Depots, in denen zusammen etwa 25 Milliarden Euro liegen. 40 Prozent davon kommen aus dem institutionellen Geschäft, etwa mit Versicherungen. Geyer hat daher eine gute Übersicht über die verschiedenen Variationen von fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen. „Da gibt es die klassische Version, die schon seit den 1970er- Jahren vertrieben wird“, erklärt er. Daneben finden sich aber auch Policen mit Fonds-Bas- kets, mit gemanagten Portfolios und vereinzelt Produkte, die eine echte Fondsvermögensver- waltung im Versicherungsmantel bieten. Einige Gemeinsamkeiten Für Kunden und Vermittler haben die ver- schiedenen Policenformen grundsätzlich die gleichen Vorteile: Der Inhaber einer fonds- gebundenen Versicherung zahlt auf Zinsen, Dividenden und Kursgewinne während der Ansparphase keine Abgeltungssteuer. Er ver- steuert die Erträge erst, wenn die Police fällig wird, und dann nur zur Hälfte nach seinem persönlichen Einkommensteuersatz. Lässt er sich die angesparte Summe verrenten, winken weitere Steuervorteile. Versicherungsmakler wiederum können ihren Kunden interessante Investments in Fonds anbieten, ohne dass sie dafür die Expertise eines Finanzanlagenver- mittlers benötigen. An dieser Stelle ist es mit den Gemeinsamkeiten aber schon vorbei. „Um die Plus- und Minuspunkte der ver- schiedenen Konzepte zu verstehen, sollte man sie einzeln unter die Lupe nehmen“, empfiehlt Ebase-Geschäftsführer Geyer. Die klassische Variante ist das einfachste Modell. Dabei ent- wickelt der Versicherer zunächst den Versi- cherungsmantel (siehe Kasten Seite 300). Dann entscheidet er, welche Fonds er den Kunden zur Auswahl stellen möchte. „Viele Versicherer bieten in ihren Policen überwiegend beliebte Publikumsfonds großer Kapitalverwaltungsgesellschaften an“, sagt Geyer. Der Grund dafür ist verständlich: Aktuare und Wirtschaftsprüfer müssen jeden Fonds, den eine Versicherung in ihr Angebot aufnimmt, unter die Lupe nehmen. Dabei ist es gleichgültig, ob vermutlich zehn oder tausende Kunden das Produkt wählen wer- den. Der Aufwand lohnt sich bei bekannten Fonds also deutlich mehr. Der Nachteil daran: Zuweilen können kleinere Spezialitätenfonds deutlich besser abschneiden als ihre großen Pendants. Keine Überwachung Der wesentliche Minuspunkt der klassi- schen Fondspolice ist jedoch ein anderer. „Wenn die Fonds aus dem Angebot des Ver- sicherers ausgewählt sind, dann bleiben sie meist über Jahrzehnte in den Policen“, sagt Geyer. Der Versicherer selbst überwacht das Portfolio zumindest nicht. Am Ende fällt die Rendite eventuell ganz anders aus als bei Abschluss erwartet. Das kann bei Versiche- rern, die für ihre Policen über eine eigene Investmentgesellschaft exklusive Fonds selbst auflegen, natürlich genauso passieren. „Diese beiden Policenvarianten unterscheiden sich nicht wesentlich“, sagt Geyer. Nicht viel anders liegt die Sache bei Pro- dukten, für die ein Versicherer sogenannte Fondspolicen gibt es in ganz unterschiedlichen Varianten. Damit am Ende die Rendite stimmt, sollten Makler darauf achten, was in den Verträgen steckt. Auf den Inhalt kommt es an Hübsche bunten Tüten: Um zu erfahren, was sich darin verbirgt, muss man schon hineinschauen. Das gilt auch für Fondspolicen. Denn in den Versicherungsmänteln stecken mitunter sehr unterschiedliche Konstrukte. » Wir haben sechs Strategien unserer Fondsvermögens- verwaltung in einen Versicherungs- mantel gegossen. « Dirk Fischer, Patriarch

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=