FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

128 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 markt & strategie I algo-fonds Foto: © Fotolia | deagreez A ls Investmentgesellschaft einen neuen Ansatz auf den Markt zu bringen, er- fordert immer eine Portion Mut. An- ders als bei konventionellen Produkten pro- voziert ein Scheitern mit einem neuen Konzept zusätzlich Kritik. Umso erfreulicher, wenn man einen neuen Weg geht und sich dieser als erfolgreich erweist. Interessant ist in diesem Zusammenhang das erste Jahr des Kepler Multi-Flex Portfolios. Dieses versteht sich als vermögensverwaltendes Produkt, ist da- bei aber ein Vertreter der noch sehr kleinen Gruppe von Fonds, die mithilfe von Han- delsregeln (Algorithmen) gesteuert werden. Für Anbieter aktiver Fonds ist das Thema nicht ohne Brisanz. Bisher können sich Starfondsmanager à la Carmignac oder Flossbach angesichts passiver Konkurrenz entspannt zurücklehnen. Sie wissen eine große Anlegerschar hinter sich, die auf ihr Managertalent vertraut. Sollte aber jemand ähnliche Ergebnisse wie die Elite der Ma- nager kostengünstiger anbieten können, wird es spannend. Ausgeschlossen ist das nicht, denn auch „aktive“ Manager verfol- gen – mehr oder weniger strikt – Strate- gien, die sich als Regelwerke zu Papier brin- gen lassen. Programmiert man daraus ein Handelssystem, das Signale liefert, lässt sich damit auch Geld verdienen. Algo-Trading ist nichts Neues, neu ist aber, dass es im Massen- geschäft mit „normalen“ Investmentfonds zum Einsatz kommt und dabei vermögensver- waltetenden Mischfonds Konkurrenz macht. Nach einem Jahr Echtbetrieb kann der Dachfonds des österreichischen Kepler Multi- Flex Portfolios, der ein Vertreter dieser jungen Fondsspezies ist, nun auch mit einer ver- marktbaren Historie aufwarten. Der Fonds, der auf Basis eines von IQ Foxx maßge- schneiderten Index gesteuert wird, glänzte zwar schon im Backtest, viel interessanter ist aber, was real damit erwirtschaftet wurde. Das bisherige Ergebnis ist umso bemer- kenswerter, als die letzten zwölf Monate für Vermögensverwalter alles andere als einfach waren. Die hektische Phase nach dem Jahres- wechsel und die Brexit-Entscheidung machten den Fondslenkern das Leben schwer. Der Au- tomatismus des Multi-Flex kam damit hinge- gen sehr gut zurecht. Der Investitionsgrad wurde phasenweise auf fast 50 Prozent ge- senkt, was die Kursrückschläge an den Ak- tienmärkten deutlich dämpfte. Mehr als 30 Prozent Aktien hält man ohnedies nie, das Produkt richtet sich gezielt an sehr konserva- tive Anleger. Was das Konzept nach Ansicht des bei Kepler dafür verantwortlichen Fonds- managers Heinrich Hemetsberger besonders auszeichnet, ist seine Reaktionsgeschwindig- keit: „Wenn es zu positiven Trendwenden kommt, liefert das System sehr rasch Kaufsi- gnale.“ Trotz der guten Erfahrungen haben die Kepler-Manager den „Robo-Fonds“ genau im Auge. Hemetsberger: „Wir stehen in engen Kontakt zum Indexlieferanten IQ Foxx und hinterfragen im Zweifel jedes Signal.“ Weil die Signale nur einmal täglich berechnet werden, können außerordentliche Ereignis- se, die zum Zeitpunkt der Berechnung noch nicht bekannt waren, ein Eingreifen notwendig machen. Bisher sei man aber nur einmal – nach der Brexitentscheidung – dazu gezwungen gewesen. Bei Kepler ist man mit den Ergebnissen dieser ersten zwölf Monate jedenfalls mehr als zufrieden – und zwar nicht nur, was die Performance betrifft. Die für das Pro- duktmanagement und den Vertrieb verant- wortliche Prokuristin Renate Mittmanns- gruber freut sich, dass die Vertriebsparter der Fondsgesellschaft bereits ein Volumen von 74 Millionen Euro für den Fonds ein- gesammelt haben. GERHARD FÜHRING | FP Dass aktive Fondsmanager ihre von Algorithmen gesteuerten Konkurrenten ernst nehmen müssen, zeigt ein Kepler-Fonds, der eben sein erstes Jahr absolviert hat. Auf Augenhöhe Noch ist die Zahl der vermögensverwaltenden Fonds, die mithilfe von quantitativen Ansätzen verwaltet werden, gering. Erste Erfolge aus diesem Bereich lassen aber vermuten, dass das diesbezügliche Angebot wachsen wird. Mensch gegen Maschine Der quantitative Ansatz des Kepler Muli-Flex Portfolio hat sich in seinem ersten Jahr gemessen an Mitbewerbern trotz schwieriger Rahmenbedingungen sehr gut geschlagen. 100 % 102 % 98 % 104 % Kepler Multi-Flex Portfolio Carmignac Patrimoine A EUR 2015 2016 Jan Okt

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